Bei Bischof Berislav in Tromsø

Ein Besuch bei einem alten Bekannten

Tromsö und der katholische Bischof Berislav – für mich gehört das längst zusammen und beide schätze ich sehr. Seit 2009 ist der gebürtige Kroate Berislav Grgic Bischof der nördlichsten katholischen Diözese der Welt, der Prälatur Tromsö. Und seit 2009 besuche ich ihn hier nun zum dritten Mal; und einmal habe ich ihn zwischenzeitlich in Rom durch Zufall auf dem Petersplatz getroffen. Kennengelernt habe ich ihn kurz vor der Abreise nach Tromsö in Bayern. Denn er leitete zwei Jahre lang den Pfarrverband Deisenhofen-Oberhaching in der Erzdiözese München-Freising.

Bischof Berislav und seine weitläufige Diözese Tromsö.
Bischof Berislav und seine weitläufige Diözese Tromsö.

So freue ich mich, dass es auch dieses Mal mit einem Besuch bei „meinem“ Bischof Berislav klappt. Kein Bischof sonst nimmt sich zwei Stunden Zeit für ein ausführliches Gespräch. Es ist spannend und interessiert mich sehr, wie sich die nördlichste Diözese der Welt seit seiner Ankunft vor sechs Jahren entwickelt hat.

Die Flüchtlingsströme der Welt lassen die Zahl seiner Schäfchen stetig wachsen. Als er antrat, waren es etwas mehr als 2000, jetzt sind es über 6000. Freilich sind das für die riesige Diözese, die von Moesjen im Süden bis Kirkenes an der russischen Grenze reicht, wenige Menschen. Aber katholisch zu sein, ist in Norwegen, wo die lutherische die Staatsreligion ist, immer noch eine Ausnahme. So gehören zum Beispiel zu seiner Pfarrei Tromsö Menschen aus 100 Nationen.

Elf Priester und der Bischof kümmern sich um die Seelsorge in dem riesigen Gebiet. Sie fahren und fliegen große Strecken, damit die Katholiken regelmäßig die heilige Messe feiern können. Der neue katholische Priester von Hammerfest, der gebürtige Bayer Pater Antonius Maria Sohler versorgt mit Hammerfest nicht nur die wachsende nördlichste Stadt der Welt sondern auch drei Orte rund um das Nordkapp. Dafür muss er an jedem Wochenende große Strecken zurücklegen. Eine unglaubliche Diözese: 6000 Katholiken, elf Priester, ein Bischof, einige Ordensschwestern u.a. im nördlichsten Karmelitinnen-Kloster der Welt, ein Gebiet 1500 Kilometer lang in der Ausdehnung.

Derzeit wird das Dach der katholischen Domkirche von Tromsö repariert – mit finanzieller Unterstützung u.a. durch das deutsche Bonifatiuswerk und die Erzdiözese München und Freising.
Derzeit wird das Dach der katholischen Domkirche von Tromsö repariert – mit finanzieller Unterstützung u.a. durch das deutsche Bonifatiuswerk und die Erzdiözese München und Freising.

Keine leichte Aufgabe für Bischof Berislav, dessen „Apparat“ in Tromsö aus ihm, einem Priester und seiner Haushälterin und Sekretärin Heidi, übrigens einer gebürtigen Fränkin aus Neustadt an der Aisch, besteht. Er ist Optimist und sieht einige günstige Entwicklungen. So zum Beispiel, dass der wachsende Arbeitskräfte-Bedarf im Norden dafür sorgt, dass viele Flüchtlinge nach ihrer Anerkennung auch dauerhaft hier bleiben. Diskutiert wird derzeit auch eine eigene Eisenbahnlinie bis nach Kirkenes an der russischen Grenze – das wäre eine große Chance für die Region. „Wir sind nicht das Ende der Welt und wir leben in einer der schönsten Regionen der Welt“, sagt mein Bischof und hat natürlich Recht. Ich hoffe, dass ich bald einmal eine Reportage über ihn und seine Diözese drehen kann.

Wir sind drei Tage in Tromsö, machen eine schöne Wanderung auf dem Hausberg von Tromsö, besuchen das Polaria-Aquarium, das Wissenschaftsmuseum und fahren dann weiter in Richtung der Inseln Senja und Vesteralen. Dort erwartet uns eine Walsafari.

Und hier ein Film über Bischof Berislav:

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Am Ziel

Der Polarkreis markiert eine merkwürdige Linie – ab hier geht im Sommer die Sonne nicht mehr unter. Und je weiter man in den Norden kommt, umso länger geht sie nicht unter. Von Stadt zu Stadt ist der Zeitraum unterschiedlich. Am Nordkapp zum Beispiel geht die Sonne vom 14. Mai bis 30. Juli 77 Tage lang nicht unter! Und auch jetzt Anfang August wird es hier nicht dunkel. Zwar geht die Sonne unter, aber es dämmert die Nacht hindurch.

Ich habe den Polarkreis im schwedischen Jokkmokk überschritten. Jetzt bin ich richtig im Norden angekommen. Seit meinen ersten Reisen hierher in den 90ern begeistert mich der hohe Norden. Und da schrecken mich auch noch so viele Hinweise auf die Kühle hier und den schönen heißen Sommer zuhause nicht! Doch den fernen Norden muss man erleben und spüren. Beim wandern im Fjell im Nationalpark, bei der Rast an einem der vielen Seen oder dem Meer, oder beim Bummel durch die Polarstadt Tromsö.

Seit ich zum ersten Mal die Zugstrecke Narvik-Kiruna gefahren bin, begeistert mich diese Region. Das muss man erlebt haben. Einmalige Natur, eine Zugstrecke durch das Gebirge. Und seit den 80er Jahren gibt es parallel auch eine Straße. Ich fahre sie bis zum Abisko Nationalpark. Dort gibt es ein großes Zentrum, Ausgangspunkt für tausende Wanderer, die den mehrtägigen Weg auf dem Kungsleden – dem Weg des Königs durch das Gebirge auf sich nehmen. Ich bin zwei Tage dort und mache Touren durch das Fjell, so heißt das Gebirge in Schweden. Wobei die Berge nicht so hoch sind wie in den Alpen. Doch die polare Lage macht das auch nicht nötig. Schon bei 700 Metern beginnt die Baumgrenze. Ich besuche den Berg Nuolja, gut 1000 Meter hoch und umwandere ihn. Trotz Seilbahn bin ich 20 Kilometer unterwegs und abends entsprechend erschöpft.

Zwei wunderbare Tage im Nationalpark und dann weiter in Richtung Tromsö, wo ich nun endlich meine Familie am Flughafen empfangen darf!

Tierische Tage

In Skandinavien muss man nicht in den Zoo, um Tiere beobachten zu können. Innerhalb weniger Stunden habe ich am Straßenrand der E45 zwischen Vilhelmina und Jokkmokk (beide Schweden) in Lappland eine ganze Menge Tiere entdeckt. Und sie haben die Geduld abzuwarten, bis ich umgedreht habe und zu ihnen komme.

Und heute im Abisko Nationalpark hab ich Lemminge gesehen, die allerdings zu schnell für die Kamera waren, und ein Pärchen Greifvögel, das lautstark vor den Wanderern gewarnt hat!Greifer 2

Umzug

Angenommen Audi will sich in Ingolstadt erweitern, doch der Platz auf dem eigenen Gelände reicht nicht mehr. Audi gedenkt deshalb die halbe Innenstadt umzusiedeln. Rathaus, Theater, das Münster, einige historische Gebäude – dazu einige tausend Bürger und ihre Häuser. Na klar macht die Stadt da mit, denn ohne Audi wäre sie ja nichts!

Vermutlich übersteigt diese Idee unsere Vorstellungskraft. Nicht so in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens auf einer Fläche halb so groß wie die Niederlande. Mit dem kleinen Problem dass der größte Teil der Stadtfläche Natur ist und genau dort, wo die Minengesellschaft LKAB ihr Eisenerz abbaut, der Stadtkern liegt. Deshalb hat LKAB, ohne die es die Stadt wohl gar nicht gäbe, den Wunsch geäußert, den Stadtkern umzusiedeln, um noch weiter Eisenerz abbauen zu können. Klar: ohne die LKAB und das Eisenerz wäre Kiruna allenfalls ein Nest. Also haben die Stadt und der staatliche Konzern einen Vertrag geschlossen. Alles was auf dem Foto und dem Plan innerhalb der roten Linie liegt, wird umgesiedelt. Rathaus, Kirche, Krankenhaus, 6000 Menschen und ihre Häuser. Das soll eine Menge Geld kosten – bis zu 24 Milliarden Schwedische Kronen!

 

Das Projekt hat schon begonnen. Eine neue Eisenbahnlinie wurde gebaut, Architektenwettbewerbe ausgeschrieben und abgeschlossen. Im neuen Stadtzentrum soll bereits ab 2017 das neue Rathaus mit dem Turm des alten Stadthauses stehen, der eine Art Wahrzeichen von Kiruna ist.

Kiruna begrüßt mich heute mit freundlichem Wetter und angenehmen Temperaturen. Das war nicht immer so. Danach geht es weiter Richtung Abisko Nationalpark.