Das Hochwasser und die Folgen

Wie aus dem Nichts ist das Wasser plötzlich da. Ich stehe in Baar-Ebenhausen am Beginn der Parkstraße. Eben ist die Straße noch trocken. Doch innerhalb weniger Minuten wird sie komplett geflutet. Woher das Wasser kommt, kann ich nicht sehen. Aber es kommt sehr schnell. Es ist der Sonntag, 2. Juni 2024. Zum Glück sind die Menschen in Alarmbereitschaft, der Katastrophenalarm wegen des drohenden Hochwassers gilt bereits. Die Menschen verlassen die Straße, wer kann fährt noch sein Auto heraus. Nach 15 Minuten steht hier alles unter Wasser. Ältere Mitbürger werden mit einem Traktor gerettet. Diesen Augenblick werde ich nie vergessen.

Später stellt sich heraus, dass ein Damm der nahen Paar gebrochen ist. Die Schäden in Baar-Ebenhausen und dem nahen Reichertshofen sind enorm. Eigentlich sollte ich für das BR Fernsehen zum Pressetermin mit Ministerpräsident Markus Söder am Feuerwehrhaus in Reichertshofen. Doch die Straßen dorthin sind bereits geflutet. Und so drehte ich für das BR Fernsehen in Baar-Ebenhausen und in Manching Bilder der Hochwasserkatastrophe. Ich fahre auf einer Brücke über die Autobahn A9 – sie ist leer und gesperrt, weil Teile der Fahrbahn überschwemmt wurden. 

Die leere A9 als Symbol für das Hochwasser und die Klimakatastrophe.
Land unter in Schrobenhausen

Die Paar ist in normalen Zeiten ein gemütliches Gewässer. Doch in diesen Tagen ist sie in unserer Region in der Folge des Starkregens der letzten Tage Auslöser für die Hochwasserkatastrophe. Weiter nach Schrobenhausen. Die Innenstadt ist kaum wieder zu erkennen. Der grüne Stadtwall, der gemeinsam mit dem Bürgermeister-Stocker-Ring die Altstadt umgibt, steht vollkommen unter Wasser. Nur ein schmaler Weg schaut noch auf der Dammkrone heraus. Als ich dort um die Altstadt laufe, wird das ganze Ausmaß der Hochwasserkatastrophe deutlich. Ungezählte Wohnungen, Läden, Arztpraxen und dutzende Autos stehen unter Wasser. Die Türen der evangelischen Kirche sind geöffnet, Wasser strömt heraus. Und dann das Pflegeheim St. Georg. In der Nacht von Samstag auf Sonntag mussten die Bewohnerinnen und Bewohner evakuiert werden. Wenige Tage später stellt sich heraus, dass das Wasser das Pflegeheim für längere Zeit unbewohnbar gemacht hat. Mein Online-Artikel für den BR.

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Völlig zerstört ist auch der Keller der Familie Hammer, die nahe der Altstadt von Schrobenhausen wohnt. Ich lerne sie am Dienstag nach der Katastrophe kennen. Mittlerweile steht fest, dass Schrobenhausen mehr als ein sogenanntes Jahrhunderthochwasser ereilt hat. Bei Christine und Thomas Hammer kann man die Macht des Wassers erahnen. Sie räumen gerade mit Freunden ihren völlig zerstörten Keller aus. Sie haben dort ihr Büro gehabt, eine Werkstatt, die Heizung, die Technik für die PV-Anlage – alles zerstört. Ihr Schicksal und das von anderen haben wir für die BR24 Vor Ort Reportage “Nach dem Hochwasser – Räumen, Kämpfen, Hoffen” – siehe oben – dokumentiert. 

Spontane Hilfe aus dem Ahrtal

Ich bin Christine und Thomas sehr dankbar, dass sie mich in ihr Haus gelassen haben. Das ist längst nicht selbstverständlich, denn in einer Situation wie dieser hat man alles andere zu tun als Journalisten die Folgen der Katastrophe zu zeigen. Doch sie haben es dankenswerterweise getan. Sie sind tapfer und als ich sie am Samstag darauf noch einmal besuche sind sie schon wieder viel optimistischer. Unzählige Freunde helfen ihnen. Und zum Glück ist das Wasser an der Kante zum Erdgeschoss stehen geblieben. Hoffentlich können der Estrich und der Fußboden im Haus bleiben, wenn alles richtig getrocknet ist. Schon laufen die großen Trockner in ihrem Haus, die ein Schrobenhausener, der mittlerweile im Ahrtal wohnt, spontan per Transporter in großer Zahl vom früheren Katastrophengebiet in das aktuelle Katastrophengebiet gebracht hat. Ein paar Fotos aus ihrem Haus. 

Pichl, Manching und unglaubliches Engagement

Am Montag, 3. Juni bin ich in Manching unterwegs. Auch hier ist es das Hochwasser der Paar, das die die Orte massiv bedroht. Früh am morgen ist ein von der Feuerwehr und vielen Helfern extra aufgebauter Damm nahe Pichl, einem Ortsteil von Manching gebrochen. Innerhalb von zwei Stunden sind fünf Straßen komplett überflutet. Schicksale und große Schäden auch hier. 

Manching selbst kann mit unglaublich viel Engagement gehalten werden. Beeindruckend wie am Feuerwehrhaus hunderte Helferinnen und Helfer Sandsäcke befüllen. Und viele andere Helfer stapeln sie an der Paar auf, die – so sieht man es auf meinen Bildern – schon höher steht als die Helfer selbst. Meine Eindrücke vom Tag in Pichl und Manching sind Teil der BR-Reportage “Die Flut in Bayern”. Und unter diesem Link bei 11:00 

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Viele Fragen nach dem Hochwasser

Das Hochwasser und seine Folgen werden uns noch lange beschäftigen. Ja man hat aus früheren Hochwassern gelernt. Zum Beispiel in meiner Heimatstadt Neuburg an der Donau, wo nach dem Pfingst-Jahrhunderthochwasser von 1999 ein Hochwasserschutz für 22 Millionen Euro gebaut wurde, der bei diesem Hochwasser seine Leistungsfähigkeit bewiesen hat. In Schrobenhausen plant man ebenfalls seit Jahrzehnten Hochwasserschutz. Gebaut wurde er bis heute nicht. Die Diskussion ist jetzt natürlich noch einmal sehr stark entbrannt.

Und viele bewegt auch die Frage, warum der Polder in Riedensheim bei Neuburg nicht geöffnet wurde.In einem Beitrag für die BR Abendschau und einem Online-Artikel habe ich diese Frage beantwortet. 

Kein “Top Gun” – mit der Luftwaffe im Baltikum

Es ist der 29. Februar 2024. Der Tag an dem Putin in seiner Rede an die Nation wieder einmal den Westen warnt und der NATO die Schuld für seinen Krieg gibt. Am gleichen Tag um die Mittagszeit starten rund 200 Kilometer von der russischen Grenze entfernt in Lettland zum ersten Mal zwei Eurofighter der deutschen Luftwaffe aus Neuburg an der Donau zu einem Kontrollflug in den grauen Himmel. Neun Monate lang werden Soldatinnen und Soldaten vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg den Luftraum über dem Baltikum überwachen. 


Deutsche Kampfflugzeuge über dem Baltikum! „Show forces“ sagen die Militärs dazu – ein Kräftespiel am Himmel. Und ich bin mit meiner ausführlichen Berichterstattung für den Bayerischen Rundfunk automatisch ein Teil davon. Ein Soldat erzählt uns, dass einer meiner Beiträge in russischen Medien gezeigt wird. Der Aufenthalt auf dem Flugplatz Lielvarde, 50 Kilometer östlich der lettischen Hauptstadt Riga, macht nachdenklich. Und ist spannend.


Ich bin dabei als die Eurofighter-Piloten und -Techniker die Alarmstarts üben. Innerhalb von 15 Minuten nach Alarmierung durch die NATO müssen die Eurofighter gestartet sein. Meist geht es schneller. Besonders spannend auch die Bewaffnung der Eurofighter. Die Bordkanone wird bestückt und Lenkwaffen unterschiedlicher Reichweite werden angebracht. Und ich bin beim ersten Start der Eurofighter dabei.

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“Air Policing Baltikum”


Das sogenannte „Air Policing Baltikum“ gibt es schon seit 20 Jahren. Der Hintergrund: Weil Litauen, Lettland und Estland über keine ausreichende Luftwaffe verfügen, überwachen andere NATO-Staaten den Luftraum. Alle drei Länder haben eine Grenze zu Russland. Und alle drei Länder haben Angst vor einem Überfall Russlands. Sie alle waren einst Teil der Sowjetunion. Und in dieser Zeit siedelte die Sowjetunion zum Beispiel in Lettland ganz bewusst Russen an. Ein Drittel der Bevölkerung ist russischstämmig – gerade in der östlichen Region Lettlands und in der Hauptstadt Riga. Russisch ist als Sprache weitverbreitet. 

 

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert nun schon zwei lange Jahre. Das hat auch das Zusammenleben in den baltischen Staaten erschwert. So leben in Lettland Russen, die die lettische Sprache nicht sprechen.  Doch jetzt verlangt Lettland von den Russen im eigenen Land einen lettischen Sprachtest. Wer ihn nicht macht oder nicht schafft, soll Lettland verlassen. Angespannt auch die Lage in den anderen Staaten. Russland hatte im Februar Estlands Ministerpräsidentin Katja Kallas zur Fahndung ausgeschrieben. 

 

Und in dieser spannungsgeladenen Zeit kommen zum wiederholten Male deutsche Kampfpiloten – wie auch Piloten anderer NATO-Staaten – mit ihren Flugzeugen ins Baltikum, um die Länder zu schützen. Ein deutliches Zeichen. Als Journalist bin ich mir natürlich bewusst, dass auch meine Berichterstattung von der Bundeswehr und der NATO gewünscht ist.

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Die Neuburger Piloten wissen um ihre Verantwortung, wenn sie im baltischen und im internationalen Luftraum unterwegs sind. Das sind keine „Mavericks“ aus „Top Gun“, wie sie Ministerpräsident Markus Söder beim Verabschiedungsappell in Neuburg genannt hat. In der Truppe kann man darüber nur den Kopf schütteln. Diese Piloten gehen sehr ernsthaft ihrer Aufgabe nach, NATO-Staaten zu schützen. Vor allem im internationalen Luftraum über der Ostsee sind Begegnungen mit russischen Militärflugzeugen für die Luftwaffenpiloten Alltag. Hier darf jedes Flugzeug fliegen. Russland nutzt diesen Luftraum zum Beispiel zur Verbindung mit seiner Exklave Kaliningrad zwischen Polen und Litauen. Pilot Holger erzählt im Interview ganz offen von diesen Begegnungen. Zum Beispiel in meinem “Thema des Tages” in BR24:

 https://www.br.de/mediathek/podcast/br24-thema-des-tages/bundeswehr-im-baltikum-an-vorderster-front/2090828

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Die Bundeswehr hat uns in Deutschland lange Jahre nicht wirklich interessiert. Wehrpflicht abgeschafft, bei Personal und Ausrüstung gespart und die Truppe wurde auch nicht wirklich ernst genommen. Doch jetzt ist alles anders. Mit dem Beginn des Krieges von Putin und Russland gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 haben sich die Zeiten geändert. In weiten Teilen der Bevölkerung haben sich das Bewusstsein und auch die Einstellung zur Bundeswehr seitdem gewandelt. Offen wird diskutiert, wie die Truppe gestärkt wird, damit Deutschland endlich eine verlässliche Armee bekommt. Waffenlieferungen an die Ukraine und die Wiedereinführung der Wehrpflicht werden diskutiert. 

Weltgeschehen hautnah

Als ich gerade aus Lettland abgereist bin, veröffentlicht Russland den Mitschnitt einer Konferenz hochrangiger Luftwaffen-Generäle, der Taurus-Abhörskandal. Zwei der abgehörten Generäle kommen genau an diesem Tag nach Lielvarde, um dort mit dem lettischen Verteidigungsminister die deutsche NATO-Mission für die nächsten neun Monate zu starten. Brigadegeneral Frank Gräfe ist auch dabei. Er war von 2013 bis 2015 Kommodore des Neuburger Geschwaders und ist wohl für das Datenleck verantwortlich, wie wenige Tage später Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius bekannt gibt. Frank Gräfe ist den Neuburgern und mir als Journalist bekannt. Weltgeschehen hautnah. Wenn auch nicht gerade so wie man es sich wünscht.


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Gehören zusammen: Europa und die Migration

Die Geschichte Europas ist über viele Jahrhunderte eine Geschichte der Ein- und Auswanderung. Spannende Ergebnisse hat das Projekt “Evangelische Migrationsgeschichte(n) gebracht. Zehn evangelische Museen in Europa haben sich dafür zusammengetan. Wichtigste Erkenntnis: die Geschichte der Evangelischen ist über die Jahrhunderte bis heute eine Geschichte der Migration. Was haben Vertreibung, Flucht und die neue Heimat mit den evangelischen Christen gemacht? Wie hat das ihr Leben und ihre Religiosität beeinflusst? Die bild-schön medienproduktion durfte das spannende Projekt filmisch begleiten. Herausgekommen ist unter anderem eine umfangreiche Filmdokumentation. 

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Hugenotten aus Frankreich

Eine andere große Gruppe evangelischer Migranten in Europa sind die Hugenotten, die französischen Protestanten. Zunächst hatten sie dank des “Edikt von Nantes” viele Rechte. König Ludwig XIV. widerrief das Edikt 1685 und daraufhin wurden viele Hugenotten blutig verfolgt, es gab Folter und Massaker. Viele flüchteten u.a. nach England, in die Niederlande, in die Schweiz, nach Amerika und nach Deutschland. Viele Hugenotten kamen im 17. Jahrhundert auch nach Franken, wo sie die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth freundlich empfingen, weil sie sich wirtschaftliche Vorteile von ihnen versprachen. Doch diese Vorteile – zum Beispiel durch die Ansiedlung von Handschuhmachern in Erlangen fielen geringer aus als erhofft. Und die Einheimischen beschwerten sich über die neuen Mitbürger. 

Schwerpunkt Franken

Aber nicht nur viele Hugenotten kamen nach Franken. Auch Exulanten ließen sich hier nieder. Im 19. Jahrhundert – eine Zeit großer Armut – verließen aber auch viele Menschen Franken und gingen mit Unterstützung des evangelischen Pfarrers Wilhelm Löhe nach Nordamerika und blieben dort. Noch heute erinnert die Ortschaft Frankenmuth in Michigan an die Flüchtlinge. 

"Fremde" im 20. und 21. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert wurden schließlich Deutsche zu “Fremden”. Reisende Handwerksgesellen, Wanderarbeiter und wohnungslose Männer, die zum Beispiel im Diakoniedorf Herzogsägmühle bei Peiting in Oberbayern aufgenommen wurden. 

Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde vertriebene Deutsche zu “Fremden”. Das ändert sich erstmals als 1956 vertriebene Ungarn nach Deutschland kamen. Später kommen Gastarbeiter aus der Türkei und Griechenland nach Deutschland. Asylbewerber, wie wir sie heute kennen, kommen erst ab den 1970er Jahren zu uns und sind damit – historisch gesehen – ein relativ junges Phänomen. 

Begleitband und Ausstellung

Die Forschungen und Erkenntnisse zum Projekt sind in dem umfangreichen wissenschaftlichen Begleitband “Evangelische Migrationsgeschichte(n)” veröffentlicht worden. Auf knapp 3000 Seiten bietet das Buch einen umfangreichen und spannenden Einblick in die Migration über viele Jahrhunderte bis heute. Der Begleitband ist im Kunstverband Fink erschienen und kann dort oder in den beteiligten Museen erworben werden. Die Forschungen sind auch in einer gemeinsamen Ausstellung zusammengefasst worden. Die Ausstellung, die ihre Premiere im Stadtmuseum Fembohaus in Nürnberg feierte, erzählt die Lebensgeschichten von protestantischen Migrantinnen und Migranten aus fünf Jahrhunderten. Sie kann aus geliehen und an anderen Orten gezeigt werden. 

Die Arbeitsgemeinschaft Museen im Evangelischen Raum lenkt mit dem Gemeinschaftsprojekt den Blick von der Vergangenheit in die Gegenwart. Auch heute gibt es große Flüchtlingsbewegungen – nicht nur in Europa. Sie sind auch Teil der Migrationsgeschichte.

Tansania und Bayern – eine lebendige Partnerschaft

Die Freude und Fröhlichkeit steckt an. Der Chor der Massai-Gemeinde begrüßt uns singend in der Steppe im Norden Tansanias. Wir Gäste bekommen ein Kreuz als Begrüßungsgeschenk umgehängt. Es erinnert mich täglich an diesen besonderen Sonntag in der Sichtweite des Kilimanjaro.

Die Gemeinde gehört zur ELCT – zur Evangelisch Lutherischen Kirche in Tansania. Und die ist seit Jahrzehnten Partner der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der Gottesdienst findet in der neu gebauten Kirche mit dem Namen Jerusalem statt. Sie ist noch nicht ganz fertig, doch das Wellblech-Dach – mitfinanziert von den Partnern in Bayern – ist schon drauf und schützt vor der Sonne. Eine einfache Kirche, begeisternde Christen mit einem sensationellen Chor und der engagierte Evangelist Humphrey Mushi – mehr braucht es nicht für einen für mich unvergesslichen Gottesdienst. Humphrey hat an diesem Tag vier Gottesdienste und besucht sie – wie es in Tansania üblich ist – per Motorrad. So kommt er gut durch die Steppe zu seinen Gemeinden.

Eine Kirche mit vielen Aufgaben

Vier Tage lang reise ich mit Monika Caspary durch die Region rund um den Kilimanjaro. Sie ist die Ansprechpartnerin von Mission EineWelt vor Ort – dem Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelischen Kirche in Bayern. Mission EineWelt betreibt in Tansania keine eigenen Projekte, unterstützt aber auf Anfrage Projekte der Partner vor Ort. 

Und die Projekte und Aufgaben sind sehr vielseitig, davon kann ich mich im Auftrag von Mission EineWelt selber überzeugen. Zu den Aufgaben gehört unter anderem die Krankenversorgung. Wir besuchen das Selian Lutheran Hospital nahe Arusha. Die Kirche betreibt 24 Krankenhäuser im ganzen Land und damit rund ein Fünftel der Einrichtungen in Tansania, erklärt uns der leitende Bischof der ELCT Fredrick Shoo. 

Im Krankenhaus berichtet uns der leitende Arzt Dr. Marco Elibariki, dass viele Menschen in Tansania keine Krankenversicherung haben. Wer ein geringes Einkommen oder keine Arbeit hat, der hat keine Versicherung. Doch in den kirchlichen Krankenhäusern wird allen Patienten geholfen. Finanziell unterstützt wird diese Arbeit von den vielen Partnerkirchen der ELCT auf der ganzen Welt. 

Die Kirche wächst

Mit rund neun Millionen Mitgliedern ist die ELCT eine der größten lutherischen Kirche weltweit, so der Bischof. Die 27 Diözesen sind über das ganze Land verteilt. Für die Gesellschaft in Tansania spielt die Kirche eine große Rolle bei den aktuellen Herausforderungen. Die sind sehr vielfältig.

So betreibt die Kirche zum Beispiel die Faraja-Farm im Hochland nahe dem Mount Meru. Dort macht den Mitarbeitern die Klimakrise und die große Trockenheit zu schaffen. Deshalb experimentiert man dort jetzt mit dem Anbau von Avocados – jede Pflanze wird einzeln per Leitung bewässert. Die Folgen der Klimakatastrophe sind in Tansania immer stärker zu spüren. Zur Farm gehört auch die Diakonenschule der ELCT – in Partnerschaft mit der Rummelsberger Brüderschaft. Und die Diakone engagieren sich zum Beispiel in fünf Tageseinrichtungen für junge Menschen mit Behinderungen. 

Mit jungen Menschen mit Behinderungen wird auch im Ort Usa River gearbeitet. In einem Zentrum der Kirche können die jungen Menschen hier eine weiterführende Schule besuchen oder eine handwerkliche Ausbildung machen. Nicht weit entfernt ist in Makumira die große theologische Hochschule der ELCT. Ungewöhnlich für uns – in der theologischen Hochschule kann man auch Jura oder Erziehungswissenschaften studieren. Die Theologie ist die kleinste Fakultät. 

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Ich erlebe bei meiner Rundreise im Januar 2023 eine selbstbewußte, wachsende und sehr vielseitige lutherische Kirche. Für viele Menschen in dem aufsteigenden Land mit all seinen Problemen bedeutet die Kirche Hoffnung. Im Auftrag von Mission EineWelt habe ich einen Film über die lebendige Kirche in Tansania und die Partnerschaft produziert.