Perspektiven in Tansania

Die Farbe der Haut mag verschieden sein, aber die Farbe des Blutes ist die gleiche.“  

Auch bei meiner zweiten Reise nach Tansania im Februar 2025 darf ich wieder tief eintauchen in das Land in Ostafrika, vielen spannenden Menschen begegnen. Meine Erwartungen werden mehr als erfüllt. Zu verdanken habe ich die Reise der „Aktion Feuerkinder Tansania“. Ich begleite Ärzte und Pflegerinnen, die Kinder orthopädisch operieren. Im Auftrag der Feuerkinder drehe ich einen Film zum 25. Geburtstag der Hilfsaktion. Doch auch darüberhinaus habe ich viele spannende Begegnungen; manche ohne Kamera und einige auch mit der Kamera. Und so sind einige Beiträge für das BR Fernsehen entstanden – sie sind in diesem Blogbeitrag verlinkt. 

Ich erlebe die unterschiedlichsten Facetten des Landes. Die Schönheit der beeindruckenden Landschaft –  schon beim Anflug auf den Kilimandscharo mit der aufgehenden Sonne und bei den Besuchen im Arusha und im Tarangire Nationalpark. Ein paar Eindrücke in diesem Film:

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Und ich erlebe die Hilfsbereitschaft und Neugier der Menschen. Und die Schattenseite: Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Wer die Hütten auf dem Land zwischen den Bananenpflanzen betritt, der erlebt nicht selten bittere Armut. Menschen und Tiere teilen sich kleine Lehmbauten. Es fehlt an einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Es gibt aber auch eine wachsende Mittel- und Oberschicht, die sich etwas leisten kann. Und es gibt Korruption, einen Staat mit hohen Einnahmen aus dem blühenden Tourismus. Und mit großen Herausforderungen. 

Aktion Feuerkinder

Seit mittlerweile 25 Jahren operieren Ärzte und Pflegerinnen zweimal im Jahr ehrenamtlich Kinder im lutherischen Nkoranga Hospital am Mount Meru. Ich bin dankbar, dass ich bei einem Einsatz dabei sein darf und über diese tolle Arbeit einen Film machen darf. Elf engagierte Leute aus Bayern sind dieses Mal dabei, die mit Freude täglich bis zu zehn Stunden im OP stehen, zwei Wochen lang. 
Zunächst werden die Kinder untersucht, geröntgt und die Operationen geplant. Es sind vor allem Klumpfüße, X- und O-Beine, die die Orthopäden mit Unterstützung von Anästhesisten und OP-Schwestern hier korrigieren. Sie operieren die Fehlstellungen der Füße in zwei Teams parallel in zwei OPs, die wie Vieles hier aus deutschen Spendengeldern finanziert wurden. Leider werden in Tansania diese Deformierungen zumeist nicht behandelt und sind deshalb sehr ausgeprägt. Bei uns wird das im Kleinkindalter korrigiert – mit einfachen Mitteln.

Orthopädin Dr. Annemarie Schraml ist Kopf und Herz der Aktion. Sie organisiert – mittlerweile in Rente – die Reisen,  wirbt Spenden ein, um die laufenden Kosten zu finanzieren. Reisekosten und das gesamte medizinische Material müssen finanziert werden. Und sie steht an jedem Tag der zwei Reisen pro Jahr von früh bis spät mit Skalpell, Säge, Hammer und Zangen im „operation theatre“ des Krankenhauses, um selber zu operieren. 6,5 Millionen Euro an Spenden aus Deutschland sind mittlerweile in das Projekt geflossen.

Lebenslange Verbindungen 

Und ich muss von Peter erzählen. Peter wurde einst selbst von den Feuerkinder-Ärzten operiert, um ihm ein normales Leben zu ermöglichen. Heute ist er ein positiver, junger Mann, der in der orthopädischen Werkstatt von Usa River arbeitet, einer Behinderteneinrichtung der lutherischen Kirche in Tansania. Er fertigt nun für andere Kinder mit Behinderungen Hilfsmittel. Und er betreut Kinder, die gerade von den Feuerkinder-Ärzten operiert worden sind, im Aufwachraum der Klinik. Er freut sich, wenn die Mediziner aus Deutschland zweimal im Jahr dort sind und ist ihnen ein treuer Freund geworden. Das Feuerkinder-Team hat Kontakte zu vielen der früheren Patienten – lebenslange Verbindungen.
 
Bei allem Engagement bleibt ein großer Wunsch: die Ärzte und Pflegerinnen aus Deutschland wollen ihre Reisen nach Tansania eigentlich überflüssig machen. Denn das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ gilt auch für diese orthopädischen Operationen. Schon seit längerem versuchen sie tansanischen Ärzten das Wissen weiterzugeben. 

Zum offiziellen Jubiläum am 28. September 2025 werde ich einen längeren Film über die Arbeit produzieren. Hier eine Kurzfassung.  Ein kleiner Teil davon war bereits in den STATIONEN im BR Fernsehen zu sehen.

Die Kammleiters: seit 30 Jahren in Tansania

Seit 30 Jahren leben Barbara und Reiner Kammleiter aus Rothenburg ob der Tauber in Tansania und leiten dort ein Ausbildungs- und Berufsschulzentrum – das Hai Vocational Training Centre. Der Ort Hai liegt zwischen Moshi am Kilimandscharo und Arusha am Mount Meru. Dort lernen bis zu 280 junge Leute Handwerksberufe vom Schreiner bis zum Elektriker und zur Schneiderin. Beeindruckend engagiert und strukturiert. 

Barbara und Reiner sind behutsame, vorsichtige Menschen. Und so zeigen sie mir erstmal einen Vormittag lang ihre Schule – ohne Kamera. Sie wollen erstmal wissen, wer da aus ihrer alten Heimat kommt und einen kleinen Film über sie drehen will. Einige Tage später darf ich wieder kommen und einen Beitrag für die BR Abendschau drehen. 

Reiner und Barbara sind 1994 hier angekommen –  im Auftrag von Mission EineWelt, dem Partnerschaftszentrum der Evangelischen Landeskirche in Bayern.  Sie bekamen hier in Hai drei Söhne, 1999 wurde Reiner Schulleiter – er ist es bis heute. Und Reiner wird der einzige deutsche Leiter bleiben, denn mit seiner Rente in einigen Jahren soll ein Tansanier das VTC in die Hand nehmen.

Und die Spezialität: Reiner ist gelernter Orgelbauer und baut Orgeln, einige davon stehen in Franken. In Tansania gibt es 22 seiner Orgeln, zwei weitere sind derzeit in Vorbereitung. Kirchenmusik muss laut sein in Tansania. Und deshalb kommen meist Keyboards zum Einsatz. Schöne, klangvolle Kirchenorgeln, noch zumal sie deutlich teurer sind, gibt es oft nur in großen Kirchen, wie in der Bischofskirche von Moshi.

Aufträge zur Finanzierung der Schule

Dass Berufsschulen Aufträge von Außen annehmen, ist in Deutschland nicht denkbar. In Tansania ist das ganz anders, denn um das Zentrum zu finanzieren, müssen die Kammleiters auch Aufträge von Außen annehmen. Die 48 Lehrkräfte werden durch das Schulgeld der Familien der Auszubildenden finanziert. Alles Andere zum Beispiel durch den Bau von praktischen Kirchenbänken, Lesepulten, Schreibtischen, Tischen, Stühlen, Schneidbrettern, kleinen Kreuzen und eben Orgeln.

Beeindruckend die Kammleiters. Sie haben, so wirkt es, allerlei Entbehrungen in ihrem Leben in Kauf genommen, um ihre Schule aufzubauen. Reiner vergleicht sie mit einem Auto. Er möchte das Auto gut gewartet, in einem guten Zustand, fahrbereit an seinen Nachfolger übergeben. Und Barbara arbeitet quasi ehrenamtlich mit, denn Geld gibts eben nicht viel. Geschaffen haben sie ein stolzes Lebenswerk am Fuß des Kilimandscharo, das sich sehen lassen kann. Sie haben mit ihren Mitarbeitern tausenden jungen Tansanierinnen und Tansaniern eine gute Zukunft ermöglicht.

Kaffee aus Tansania in Augsburg

Das Nkoranga Lutheran Hospital, wo die Ärzte der „Aktion Feuerkinder“ operieren, steht inmitten von Plantagen und Wäldern an den Hängen des Mount Meru. In den Plantagen wächst Kaffee, der unter anderem nach Augsburg exportiert wird. Ich besuche David, dessen Bruder Allan gemeinsam mit seiner Frau in Augsburg ein Café und eine Rösterei betreibt: Kaffee aus Tansania in Augsburg

Ich bekomme eine Führung durch die Plantagen. Kaffee wächst am besten im Schatten. Deshalb stehen die Kaffeepflanzen oft unter großen Bananenpflanzen. Das hat auch den Vorteil für die Kleinbauern, dass sie Bananen, Kaffe, manchmal auch Gemüse und Vanille gemeinsam anbauen können. Die Kaffeebohnen werden übrigens nicht gleichzeitig reif. Die Ernte in unseren Sommermonaten zieht sich über einige Zeit hin, so dass die Bauern öfters ernten müssen. Am Ende der spannenden Führung haben wir selber Kaffeebohnen geschält – sie haben zwei Schalen. Anschließend werden die Bohnen über dem Feuer geröstet, gemahlen und daraus auf dem offenen Feuer Kaffee gekocht. Der Weg von der Bohne in die Tasse ist lang und arbeitsreich. 

Zuhause besuche ich Allan in Augsburg. Er lebt seit 2006 in Deutschland, hat hier Wirtschaft studiert und gemeinsam mit seiner deutschen Frau Katharina einen Kaffeehandel mit Tansania aufgebaut. Gemeinsam betreiben die beiden seit 2018 ihr Kaffee mit einer Rösterei in Augsburg. In ihrer Heimat sind es vor allem Kleinbauern, die den Kaffe in der hoch gelegenen Region anbauen. Allan versucht einen fairen Kaffeehandel aufzubauen. Mein Beitrag für die BR Abendschau: 

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Zeichen der Hoffnung

Zwei Wochen mit viel Hoffnung. Dank meiner europäischen und afrikanischen Begleiter*innen habe ich viele gute Beispiele für Menschlichkeit und Erfolge erlebt. 

Überschattet wird mein Besuch vom Amtsantritt von Donald Trump zu seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident. Und wie sich herausstellt, wird das auch für den afrikanischen Kontinent gravierende Folgen haben.

Es geht um Leben und Tod

Kurzfristig und spontan empfiehlt mir Claus Heim, Tansania-Referent von Mission EineWelt der Evangelischen Landeskirche in Bayern ein Gespräch mit Dr. Paul Mmbando, Direktor der Gesundheitsabteilung der Evangelisch-Lutherischen Kirche  (ELCT) von Tansania. Ein Gespräch das ich nicht vergessen werde. Der Arzt ist zuständig für die 24 Krankenhäuser und 148 Gesundheitszentren der ELCT im ganzen Land. Dazu muss man wissen, dass diese lutherischen Zentren und Hospitäler ein sehr wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung im ländlichen Tansania sind. 


Was bedeutet das Ende der amerikanischen Gesundheitsprogramme von USAid für Tansania, will ich von dem Arzt wissen. Zur Erinnerung: Präsident Trump hat nach seinem Amtsantritt USAid für 90 Tage stillgelegt und nicht nur im eigenen Land tausende Mitarbeitende entlassen. Trump hat damit über Leben und vor allem Tod entschieden. Anders kann man es nicht sagen.

Dr. Mmbando erklärt, dass USAid in Tansania als wichtiges Programm vor allem die Behandlung gegen HIV/AIDS und Tuberkulose finanziert hat. Die Arbeit von mehr als 3000 Menschen und die Medikamente für 1,4 Millionen Menschen, dank derer sie mit dem HIV-Virus leben können, wurden von den USA bezahlt. Jetzt nicht mehr. Die Entscheidung sei ein Weckruf, verbunden mit der Frage: was für eine Welt wollen wir – mit Blick auf das Mitgefühl und die Humanität. 

Die Entscheidung der USA ist ein „Weckruf“ 

Eine unglaubliche Zahl: 165.000 Kinder vom Säugling bis 17 Jahre sind in Tansania HIV+. Unschuldig. Weil Ihre Eltern infiziert wurden, oft unwissentlich. Und diese Menschenleben hängen an den Medikamenten von USAid. Sie werden jetzt nicht mehr bezahlt. Es sind, so der Arzt, verletzliche, unschuldige Kinder, die oft durch AIDS ihre Eltern verloren haben, in anderen Familien, bei den Großmüttern leben. 

Für Dr. Paul Mmbando ist klar: Menschen werden jetzt sterben! Die Entscheidung von Trump heißt: „lasst die Menschen sterben“. Denn dem tansanischen Staat wird es kaum gelingen die Gelder für dieses große Programm anderswo aufzutreiben, ist zu befürchten.  Die Entscheidung der USA sei ein „Weckruf“. Freilich könne man nicht verlangen, dass die USA ewig diese Programme finanzieren, aber die plötzliche Entscheidung sei eine Katastrophe.

Finanziert wurden durch USAid auch Programme zur Familienplanung. Das Ende wird auch bedeuten, dass es zu ungewollten Schwangerschaften kommen wird, zu Abtreibungen und zu Kindestötungen, sagt der Arzt.

Dr. Mmbando appelliert an die Humanität der Menschen – über das Leben dürfe nicht entscheiden, auf welchem Kontinent man geboren wurde, welches Geschlecht oder welche Hautfarbe man habe, ob man reich oder arm geboren werde, ob man gebildet oder weniger gebildet sei. Als Christen sind für uns alle Menschen gleich.

Mein Beitrag zum Thema für BR24.

Das Hochwasser und die Folgen

Wie aus dem Nichts ist das Wasser plötzlich da. Ich stehe in Baar-Ebenhausen am Beginn der Parkstraße. Eben ist die Straße noch trocken. Doch innerhalb weniger Minuten wird sie komplett geflutet. Woher das Wasser kommt, kann ich nicht sehen. Aber es kommt sehr schnell. Es ist der Sonntag, 2. Juni 2024. Zum Glück sind die Menschen in Alarmbereitschaft, der Katastrophenalarm wegen des drohenden Hochwassers gilt bereits. Die Menschen verlassen die Straße, wer kann fährt noch sein Auto heraus. Nach 15 Minuten steht hier alles unter Wasser. Ältere Mitbürger werden mit einem Traktor gerettet. Diesen Augenblick werde ich nie vergessen.

Später stellt sich heraus, dass ein Damm der nahen Paar gebrochen ist. Die Schäden in Baar-Ebenhausen und dem nahen Reichertshofen sind enorm. Eigentlich sollte ich für das BR Fernsehen zum Pressetermin mit Ministerpräsident Markus Söder am Feuerwehrhaus in Reichertshofen. Doch die Straßen dorthin sind bereits geflutet. Und so drehte ich für das BR Fernsehen in Baar-Ebenhausen und in Manching Bilder der Hochwasserkatastrophe. Ich fahre auf einer Brücke über die Autobahn A9 – sie ist leer und gesperrt, weil Teile der Fahrbahn überschwemmt wurden. 

Die leere A9 als Symbol für das Hochwasser und die Klimakatastrophe.
Land unter in Schrobenhausen

Die Paar ist in normalen Zeiten ein gemütliches Gewässer. Doch in diesen Tagen ist sie in unserer Region in der Folge des Starkregens der letzten Tage Auslöser für die Hochwasserkatastrophe. Weiter nach Schrobenhausen. Die Innenstadt ist kaum wieder zu erkennen. Der grüne Stadtwall, der gemeinsam mit dem Bürgermeister-Stocker-Ring die Altstadt umgibt, steht vollkommen unter Wasser. Nur ein schmaler Weg schaut noch auf der Dammkrone heraus. Als ich dort um die Altstadt laufe, wird das ganze Ausmaß der Hochwasserkatastrophe deutlich. Ungezählte Wohnungen, Läden, Arztpraxen und dutzende Autos stehen unter Wasser. Die Türen der evangelischen Kirche sind geöffnet, Wasser strömt heraus. Und dann das Pflegeheim St. Georg. In der Nacht von Samstag auf Sonntag mussten die Bewohnerinnen und Bewohner evakuiert werden. Wenige Tage später stellt sich heraus, dass das Wasser das Pflegeheim für längere Zeit unbewohnbar gemacht hat. Mein Online-Artikel für den BR.

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Völlig zerstört ist auch der Keller der Familie Hammer, die nahe der Altstadt von Schrobenhausen wohnt. Ich lerne sie am Dienstag nach der Katastrophe kennen. Mittlerweile steht fest, dass Schrobenhausen mehr als ein sogenanntes Jahrhunderthochwasser ereilt hat. Bei Christine und Thomas Hammer kann man die Macht des Wassers erahnen. Sie räumen gerade mit Freunden ihren völlig zerstörten Keller aus. Sie haben dort ihr Büro gehabt, eine Werkstatt, die Heizung, die Technik für die PV-Anlage – alles zerstört. Ihr Schicksal und das von anderen haben wir für die BR24 Vor Ort Reportage „Nach dem Hochwasser – Räumen, Kämpfen, Hoffen“ – siehe oben – dokumentiert. 

Spontane Hilfe aus dem Ahrtal

Ich bin Christine und Thomas sehr dankbar, dass sie mich in ihr Haus gelassen haben. Das ist längst nicht selbstverständlich, denn in einer Situation wie dieser hat man alles andere zu tun als Journalisten die Folgen der Katastrophe zu zeigen. Doch sie haben es dankenswerterweise getan. Sie sind tapfer und als ich sie am Samstag darauf noch einmal besuche sind sie schon wieder viel optimistischer. Unzählige Freunde helfen ihnen. Und zum Glück ist das Wasser an der Kante zum Erdgeschoss stehen geblieben. Hoffentlich können der Estrich und der Fußboden im Haus bleiben, wenn alles richtig getrocknet ist. Schon laufen die großen Trockner in ihrem Haus, die ein Schrobenhausener, der mittlerweile im Ahrtal wohnt, spontan per Transporter in großer Zahl vom früheren Katastrophengebiet in das aktuelle Katastrophengebiet gebracht hat. Ein paar Fotos aus ihrem Haus. 

Pichl, Manching und unglaubliches Engagement

Am Montag, 3. Juni bin ich in Manching unterwegs. Auch hier ist es das Hochwasser der Paar, das die die Orte massiv bedroht. Früh am morgen ist ein von der Feuerwehr und vielen Helfern extra aufgebauter Damm nahe Pichl, einem Ortsteil von Manching gebrochen. Innerhalb von zwei Stunden sind fünf Straßen komplett überflutet. Schicksale und große Schäden auch hier. 

Manching selbst kann mit unglaublich viel Engagement gehalten werden. Beeindruckend wie am Feuerwehrhaus hunderte Helferinnen und Helfer Sandsäcke befüllen. Und viele andere Helfer stapeln sie an der Paar auf, die – so sieht man es auf meinen Bildern – schon höher steht als die Helfer selbst. Meine Eindrücke vom Tag in Pichl und Manching sind Teil der BR-Reportage „Die Flut in Bayern“. Und unter diesem Link bei 11:00 

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Viele Fragen nach dem Hochwasser

Das Hochwasser und seine Folgen werden uns noch lange beschäftigen. Ja man hat aus früheren Hochwassern gelernt. Zum Beispiel in meiner Heimatstadt Neuburg an der Donau, wo nach dem Pfingst-Jahrhunderthochwasser von 1999 ein Hochwasserschutz für 22 Millionen Euro gebaut wurde, der bei diesem Hochwasser seine Leistungsfähigkeit bewiesen hat. In Schrobenhausen plant man ebenfalls seit Jahrzehnten Hochwasserschutz. Gebaut wurde er bis heute nicht. Die Diskussion ist jetzt natürlich noch einmal sehr stark entbrannt.

Und viele bewegt auch die Frage, warum der Polder in Riedensheim bei Neuburg nicht geöffnet wurde.In einem Beitrag für die BR Abendschau und einem Online-Artikel habe ich diese Frage beantwortet. 

Kein „Top Gun“ – mit der Luftwaffe im Baltikum

Es ist der 29. Februar 2024. Der Tag an dem Putin in seiner Rede an die Nation wieder einmal den Westen warnt und der NATO die Schuld für seinen Krieg gibt. Am gleichen Tag um die Mittagszeit starten rund 200 Kilometer von der russischen Grenze entfernt in Lettland zum ersten Mal zwei Eurofighter der deutschen Luftwaffe aus Neuburg an der Donau zu einem Kontrollflug in den grauen Himmel. Neun Monate lang werden Soldatinnen und Soldaten vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg den Luftraum über dem Baltikum überwachen. 


Deutsche Kampfflugzeuge über dem Baltikum! „Show forces“ sagen die Militärs dazu – ein Kräftespiel am Himmel. Und ich bin mit meiner ausführlichen Berichterstattung für den Bayerischen Rundfunk automatisch ein Teil davon. Ein Soldat erzählt uns, dass einer meiner Beiträge in russischen Medien gezeigt wird. Der Aufenthalt auf dem Flugplatz Lielvarde, 50 Kilometer östlich der lettischen Hauptstadt Riga, macht nachdenklich. Und ist spannend.


Ich bin dabei als die Eurofighter-Piloten und -Techniker die Alarmstarts üben. Innerhalb von 15 Minuten nach Alarmierung durch die NATO müssen die Eurofighter gestartet sein. Meist geht es schneller. Besonders spannend auch die Bewaffnung der Eurofighter. Die Bordkanone wird bestückt und Lenkwaffen unterschiedlicher Reichweite werden angebracht. Und ich bin beim ersten Start der Eurofighter dabei.

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„Air Policing Baltikum“


Das sogenannte „Air Policing Baltikum“ gibt es schon seit 20 Jahren. Der Hintergrund: Weil Litauen, Lettland und Estland über keine ausreichende Luftwaffe verfügen, überwachen andere NATO-Staaten den Luftraum. Alle drei Länder haben eine Grenze zu Russland. Und alle drei Länder haben Angst vor einem Überfall Russlands. Sie alle waren einst Teil der Sowjetunion. Und in dieser Zeit siedelte die Sowjetunion zum Beispiel in Lettland ganz bewusst Russen an. Ein Drittel der Bevölkerung ist russischstämmig – gerade in der östlichen Region Lettlands und in der Hauptstadt Riga. Russisch ist als Sprache weitverbreitet. 

 

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert nun schon zwei lange Jahre. Das hat auch das Zusammenleben in den baltischen Staaten erschwert. So leben in Lettland Russen, die die lettische Sprache nicht sprechen.  Doch jetzt verlangt Lettland von den Russen im eigenen Land einen lettischen Sprachtest. Wer ihn nicht macht oder nicht schafft, soll Lettland verlassen. Angespannt auch die Lage in den anderen Staaten. Russland hatte im Februar Estlands Ministerpräsidentin Katja Kallas zur Fahndung ausgeschrieben. 

 

Und in dieser spannungsgeladenen Zeit kommen zum wiederholten Male deutsche Kampfpiloten – wie auch Piloten anderer NATO-Staaten – mit ihren Flugzeugen ins Baltikum, um die Länder zu schützen. Ein deutliches Zeichen. Als Journalist bin ich mir natürlich bewusst, dass auch meine Berichterstattung von der Bundeswehr und der NATO gewünscht ist.

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Die Neuburger Piloten wissen um ihre Verantwortung, wenn sie im baltischen und im internationalen Luftraum unterwegs sind. Das sind keine „Mavericks“ aus „Top Gun“, wie sie Ministerpräsident Markus Söder beim Verabschiedungsappell in Neuburg genannt hat. In der Truppe kann man darüber nur den Kopf schütteln. Diese Piloten gehen sehr ernsthaft ihrer Aufgabe nach, NATO-Staaten zu schützen. Vor allem im internationalen Luftraum über der Ostsee sind Begegnungen mit russischen Militärflugzeugen für die Luftwaffenpiloten Alltag. Hier darf jedes Flugzeug fliegen. Russland nutzt diesen Luftraum zum Beispiel zur Verbindung mit seiner Exklave Kaliningrad zwischen Polen und Litauen. Pilot Holger erzählt im Interview ganz offen von diesen Begegnungen. Zum Beispiel in meinem „Thema des Tages“ in BR24:

 https://www.br.de/mediathek/podcast/br24-thema-des-tages/bundeswehr-im-baltikum-an-vorderster-front/2090828

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Die Bundeswehr hat uns in Deutschland lange Jahre nicht wirklich interessiert. Wehrpflicht abgeschafft, bei Personal und Ausrüstung gespart und die Truppe wurde auch nicht wirklich ernst genommen. Doch jetzt ist alles anders. Mit dem Beginn des Krieges von Putin und Russland gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 haben sich die Zeiten geändert. In weiten Teilen der Bevölkerung haben sich das Bewusstsein und auch die Einstellung zur Bundeswehr seitdem gewandelt. Offen wird diskutiert, wie die Truppe gestärkt wird, damit Deutschland endlich eine verlässliche Armee bekommt. Waffenlieferungen an die Ukraine und die Wiedereinführung der Wehrpflicht werden diskutiert. 

Weltgeschehen hautnah

Als ich gerade aus Lettland abgereist bin, veröffentlicht Russland den Mitschnitt einer Konferenz hochrangiger Luftwaffen-Generäle, der Taurus-Abhörskandal. Zwei der abgehörten Generäle kommen genau an diesem Tag nach Lielvarde, um dort mit dem lettischen Verteidigungsminister die deutsche NATO-Mission für die nächsten neun Monate zu starten. Brigadegeneral Frank Gräfe ist auch dabei. Er war von 2013 bis 2015 Kommodore des Neuburger Geschwaders und ist wohl für das Datenleck verantwortlich, wie wenige Tage später Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius bekannt gibt. Frank Gräfe ist den Neuburgern und mir als Journalist bekannt. Weltgeschehen hautnah. Wenn auch nicht gerade so wie man es sich wünscht.


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Die neue Rolle der Bundeswehr – zu Besuch bei der Militärseelsorge in der Slowakei

Ein Krieg vor unserer Haustür. Mit dem Zug nach Wien und dann weiter mit dem Auto in die Slowakei. Von Wien bis zur ukrainischen Grenze dauert es gerade einmal fünf Stunden. Auf halber Strecke steht die Bundeswehr dem NATO-Partner Slowakei bei. 500 deutsche Soldatinnen und Soldaten bereiten sich bei meinem Besuch im Frühsommer 2023 auf den Ernstfall vor. Der evangelischen Militärseelsorger Gunther Wiendl aus Bayern betreut die Soldaten während des Auslandseinsatzes. „Sie sind gerne hier, weil sie wissen, warum sie hier sind. Weil sie einen Auftrag haben. Sie sind bereit unser Land, die Menschen, die hier wohnen, unser Bündnis zu verteidigen“, sagt Gunther Wiendl. 

Pfarrer Gunther Wiendl im Gespräch mit Gebirgsjägern aus Bad Reichenhall beim Auslandseinsatz in der Slowakei.

Trotz aller Ausrüstungs- und Personalmängel der Truppe – sie ist in der Realität angekommen. Und trägt große Verantwortung. So der Eindruck von Militärpfarrer Gunther Wiendl vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in meiner Heimatstadt Neuburg an der Donau. Ich besuche ihn für eine ARD-Reportage bei seinem Auslandseinsatz in der Slowakei, von Mai bis August 2023 ist er dort. 

Deutsche Patriot mitten in der Slowakei

Am Flughafen von Sliac hat die Bundeswehr bei meinem Besuch – mittlerweile sind sie wieder abgezogen worden – zwei Patriot-Luftabwehrsysteme installiert. Sie blicken in Richtung Osten. Wegen der Grenze zur Ukraine hat die Slowakei als Ex-Ostblock-Staat Sorge, dass Putin auch das kleine gut fünf Millionen Einwohner zählende Land im Blick hat. Die Patriot sind 24/7 besetzt. Dafür hat die Bundeswehr militärisches Gerät, aber auch Container zur Unterbringung der Soldatinnen und Soldaten, Küche und Betreuungszelte mitgebracht. In einem doppelten Container finden knapp 20 Besucher Platz in der kleinen improvisierten Kapelle. Hier ist der Einsatzort von Pfarrer Gunther Wiendl. 

Als Seelsorger ist er hier gefragt. Probleme mit Kameraden oder dem Vorgesetzten, in der Partnerschaft zuhause, Sorgen um die Familie oder wenn plötzlich ein Freund oder Verwandter zuhause stirbt, dann ist er gefragt und führt Gespräche, die natürlich unter das Seelsorge-Geheimnis fallen – bei ihm sind die Sorgen gut aufgehoben. Und der 59jährige hat gute Ratschläge und kann auch mit den Tränen der Soldatinnen und Soldaten gut umgehen. Beim Einsatz trägt er auch das Olivgrün der Bundeswehr, wohlgemerkt aber keine Uniform, er hat auch keinen militärischen Rang und untersteht nicht dem Befehl der Bundeswehr. 

Viele Auslandseinsätze

Die zunehmende Rolle und die Auslandseinsätze der Bundeswehr bedeuten auch für die rund 200 Militärpfarrerinnen und -pfarrer viele Einsätze. Jordanien, Mali, Afghanistan, an der NATO-Ostflanke – bei den deutschen Truppen sind auch immer Seelsorger dabei. Pfarrer Gunther Wiendl spürt in seiner alltäglichen Arbeit die gewachsene Verantwortung der Bundeswehr weltweit. Die Disziplin sei deutlich größer geworden. Auch der nahe Krieg in der Ukraine habe die Bundeswehr noch ernsthafter gemacht. Davon berichten auch alle Soldaten, mit denen ich beim Einsatz sprechen kann. 

Der Einsatz von Waffen und Militär sei richtig, so Pfarrer Wiendl, wenn ein Land angegriffen werde. Man können ja nicht zusehen wie ein Land überfallen wird. Insofern sei auch der Einsatz von Waffen richtig. Die Militärseelsorger beschäftigen sich ausführlich mit der Friedensethik. Und natürlich hoffe und bete er dafür, dass es zum Frieden komme und dass im Hintergrund nicht-öffentlich längst darüber verhandelt werde. Denn ein Krieg könne niemals gewonnen werden. Von der Spannung, die der Auslandseinsatz und der Krieg in der Ukraine für die evangelische Kirche in Deutschland bedeutet, berichtet unsere Reportage „Waffen für den Frieden?“ Gemeinsam mit meinen Kollegen Alf Meier, Eckhart Querner und Christian Wölfel haben wir die 30minütige Sendung während des Kirchentages in Nürnberg im Juni 2023 produziert. Hier ist der Film in der ARD-Mediathek. Zusätzlich habe ich zum Thema Verantwortung über meinen Besuch in der Slowakei noch einen Beitrag für STATIONEN im BR Fernsehen gemacht. Hier zu finden.

Neben dem Flugplatz in Sliac ist die Bundeswehr bei meinem Besuch auf dem größten Truppenübungsplatz der Slowakei in Lest stationiert. Einst war hier die Rote Armee – die Spuren in einer alten Kaserne, einem Lost Place mitten auf dem Truppenübungsplatz zu finden.