Photovoltaik als Moorschutz im Donaumoos?

Photovoltaik soweit das Auge reicht: Bayerns größte Freiflächen-Photovoltaik-Anlage (PV) steht bei Berg im Gau im Donaumoos. Doch damit nicht genug der Superlativen: das Donaumoos ist Süddeutschlands größtes Niedermoor und das gilt es zu retten. Allerdings sorgt die Frage, wie man es retten kann für Streit.

Kohlenstoffspeicher Moor

Der Besuch von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Mai 2021 lenkte den Blick auf das Donaumoos. Söder kündigte 200 Millionen Euro für die nächsten zehn Jahre an, um das Moor vor der endgültigen Zerstörung zu retten. Zwar gibt es seit dem Jahr 2000 ein Entwicklungskonzept für das Donaumoos, doch passiert ist seitdem wenig. Klar ist: Teile des Moores müssen wiedervernässt werden, um es zu erhalten. Denn seitdem der Mensch vor über 200 Jahren begonnen hat das Moor trockenzulegen und zu besiedeln, verliert es Jahr um Jahr Zentimeter um Zentimeter an kostbarem Moorboden. Unvorstellbare drei Meter ist das Moor seitdem gesunken. Auch heute gibt es im Donaumoos viele Drainagen, die das Moor über Gräben entwässern. Und das obwohl man weiß, dass das für den Moorschutz katastrophale Folgen hat. Und: das Moor ist ein riesiger Kohlenstoffspeicher. Durch die Entwässerung werden große Mengen des Klimakillers CO2 freigesetzt.

Photovoltaik als Rettung?

Ideen für die Rettung des Donaumooses gibt es viele. Und es gibt auch viele Skeptiker. Vor allem intensiv wirtschaftende Landwirte und die Menschen, die in den markanten Straßendörfern des Donaumoos leben, fürchten um ihre Lebensgrundlage, wenn der Grundwasserspiegel angehoben wird. Sie sorgen sich vor Mückenplagen und dass ihr Grundbesitz an Wert verliert – nachvollziehbar. Allerdings geht es bei der geplanten Wiedervernässung lediglich um 2000 der insgesamt 18.000 Hektar Fläche des Donaumoos. 

Eine Idee zur Rettung der Moorflächen sind die Freiflächen-PV-Anlagen. Und schon vor Söders Startschuss baute das Unternehmen Anumar aus Ingolstadt bei Berg im Gau im Donaumoos Bayerns “größten Solarpark”, vom Unternehmen auch als “Bayerisches Leuchtturm-Projekt” gefeiert. Für die Gewinnung regenerativer Energie hat es tatsächlich Signalwirkung. Ein Park ist es freilich nicht. Es sind bislang rund 140 Hektar mit PV-Modulen bebaute Landschaft. Außerdem läuft eine Erweiterung um 60 Hektar. In der bisherigen Anlage wird Strom für 30.000 Haushalte, also rein rechnerisch für den gesamten Landkreis Neuburg-Schrobenhausen erzeugt. Um die großen Strommengen ins Netz zu bringen, wurde sogar ein eigenes Umspannwerk gebaut.

Ich begleite den Bau und Betrieb der Anlagen für den Bayerischen Rundfunk seit langem. Ein spannendes Projekt mit vielen Vorteilen. Die Energiewende wird voran getrieben, Solarstrom kann mittlerweile durch den direkten Verkauf an große Stromversorger gewinnbringend auch ohne EEG-Umlage produziert werden. Das macht Hoffnung. Zudem werden die Flächen einer intensiven und damit für das Moor schädlichen Bearbeitung entzogen. Bei einem Rundgang für einen Beitrag in den ARD-Tagesthemen zeigen mir Großgrundbesitzer und Landwirt Alexander von Zwehl, dem die Fläche gehört, und Anumar Geschäftsführer Markus Brosch stolz die Artenvielfalt in der Freiflächenanlage. Wir sehen Rebhühner, Rehe mit ihren Kitzen und tatsächlich auch Wiesenbrüter wie die Bekassine und den Kiebitz. Sie brüten dort, wo das Donaumoos infolge starker Regenfälle der letzten Zeit feucht ist und das Wasser regelrecht in der Anlage steht. Alexander von Zwehl plädiert dafür, die Natur sich hier selber zu überlassen. 

Experten verlangen Wiedervernässung

Doch die Experten aus den Naturschutzbehörden und von den Naturschutzverbänden sehen das anders. Und im Grunde gibt Landwirt Alexander von Zwehl ihnen recht. Denn dort wo die Flächen unter Wasser stehen, gedeiht die Artenvielfalt und die kostbare Moorerde wird gemeinsam mit dem Kohlenstoff gebunden. Deshalb fordern die Experten, dass die gesamten PV-Anlagen planmäßig wiedervernässt werden. Das Grundwasser, so Günter Krell vom Bund Naturschutz Neuburg-Schrobenhausen, solle bis auf 10 Zentimeter unter der Bodenoberfläche angestaut werden. Dann erst seien die PV-Anlagen in der Verbindung von Moorschutz und Energieproduktion perfekt. Es reiche nicht nur PV-Anlagen aufzubauen. Und tatsächlich sind die Pfosten, die Anumar für die Anlagen in den Moorboden treibt, nach eigenen Angaben für die Wiedervernässung geeignet. Sie werden übrigens nicht betoniert, sondern nur mit einer Ramme tief in den Boden getrieben, damit sie auch wieder entfernt werden könnten.

Moratorium contra Goldgräberstimmung

Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz sorgen sich vor zuvielen PV-Anlagen im Donaumoos. Denn dort herrscht bei Investoren mittlerweile Goldgräberstimmung, Dutzende PV-Anlagen sind beantragt und geplant. Abgesehen davon dass die beeindruckende und einmalige Landschaft dann optisch ihren Charakter verlieren würde, fordern die Naturschützer nun ein Moratorium für neue PV-Anlagen. Zunächst müsse eine Gesamtplanung der Flächen für das Donaumoos stattfinden, wie sie auch im Entwicklungskonzept geplant ist. Und dann müsse man sehen, wieviele PV-Anlagen wirklich gebaut werden könnten. Bereits jetzt leiste die vorhandene Anlage einen “überdurchschnittlich hohen Beitrag für die Freiflächen-Photovoltaik in der Region”, so der Bund Naturschutz in einer Pressemitteilung. Neue Anlagen dürften nur mit einer vorgeschriebenen Wiedervernässung genehmigt werden. 

Diese Wiedervernässung ist eigentlich auch für die bestehende Anlage geplant. Ein Pilotprojekt gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt ist geplant. Das Bayerische Umweltministerium teilt auf Anfrage mit: “Dazu arbeitet das Landesamt für Umwelt aktuell an einer Handreichung für die Genehmigungsbehörden. Dabei gilt es, die zahlreichen Facetten, wie Moor- und Klimaschutz, Energiegewinnung, Wiedervernässung sowie landwirtschaftliche Nutzung zu berücksichtigen. Parallel ist beabsichtigt, die potentiellen Synergien von PV-Anlagen und Moorschutz in einem Pilot-Vorhaben zu untersuchen.” Leider, so muss man sagen, verzögert sich dieses Projekt. Im Donaumoos drängt die Zeit, denn Bayerns größtes Niedermoor muss gerettet werden. PV-

Der Beitrag aus den ARD Tagesthemen
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Ein kunstvolles Jahr – mit Christo zum Finale

2021 war für mich ein Jahr der Kunst. Es hat mir viele Begegnungen mit spannenden Künstlerinnen und Künstlern und mit ihrer Kunst beschert. Dafür bin ich sehr dankbar. Kunst macht Spaß und regt an – zum Nachdenken, zur Kreativität und Kunst erweitert den Horizont. 

Der Höhepunkt im September in Paris das letzte Projekt des verstorbenen Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude: “L’ Arc de Triomphe, Wrapped”. Nach dem Besuch beim Aufbau Anfang September konnten wir schließlich das fertige Werk erleben – und wie!

Aus jeder Perspektive ein neues Erlebnis

Beeindruckend in vielerlei Hinsicht. Aus jeder Perspektive und zu jeder Tageszeit und bei wechselndem Tageslicht jedes Mal ein neues Erlebnis. Sechs Millionen Menschen haben nach Angaben der Christo and Jeanne-Claude Foundation zwischen dem 18. September und 3. Oktober den verhüllten Triumphbogen besucht. Wir waren an zwei Tagen gleich mehrfach dort und konnten jedes Mal etwas Neues entdecken. 

Und das Konzept des Künstlerpaares macht auch dieses Mal “hautnahe” Erlebnisse möglich. Jede Besucherin und jeder Besucher kann dem Werk so nahe kommen, wie er oder sie möchte. Man darf den silbernen Stoff aus deutscher Fabrikation – 25.000 Quadratmeter – anfassen. Ihn erleben und auch ein Stück mitnehmen. Denn die vielen freiwilligen Helfer, sogenannte Monitore, verteilen den Stoff. Wir treffen dank des Tipps eines Freundes Klaus Naumann aus München, der auch bei diesem Projekt mithilft. Er kann uns viel über die verpackten Kunstobjekte erzählen. Und wieder einmal begegnen wir dem Münchner Galeristen Holger Weinstock, der mit Besuchergruppen aus München nach Paris reist. Im Beitrag für die BR Abendschau sind sie alle dabei.

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Der Kunst aufs Dach steigen

Und der Arc de Triomphe macht noch ein besonderes Erlebnis möglich. Man kann auf sein Dach steigen und der Kunst dort noch näher sein. Wir dürfen über den Stoff laufen und zugleich auch noch herrliche Ausblicke auf Paris genießen. 

Mit dem Arc de Triomphe sind die spektakulären Christo-Projekte in Europa zu Ende. Eventuell gibt es noch eines in Abu Dabi. Zu meinen Beiträgen zu den Christo Projekten gibt es eine YouTube-Playlist.

Und so endet im September ein für mich spektakuläres Kunstjahr. Begonnen hat es mit der “Eisigen Kunst” von Markus Jordan vor dem Stadttheater Ingolstadt. Im Februar darf ich den bekannten Holzbildhauer Andreas Kuhnlein zuhause in Unterwössen besuchen und seine Skulpturen bei Kunstgottesdiensten erleben. Im März besuche ich das Leuchtenfeld von Künstler Markus Heinsdorff im Innenhof von Schloss Blumenthal bei Aichach. Gefertigt aus Schwimmwesten machen die Leuchten auf das Schicksal von Bootsflüchtlingen aufmerksam. Auf der Landesgartenschau in Ingolstadt lernte ich die Bildhauerin Christine Perseis kennen. Sie hat das Objekt “The Mirror – der Spiegel” geschaffen – mein persönliches Highlight auf der Landesgartenschau, das dort auch in Zukunft erhalten bleibt. Und durch eine gute Fügung – es gibt keine Zufälle – kann ich Christine auch in ihrem Atelier am Mondsee in Österreich besuchen, genauso wie die 80jährige österreichische Fotokünstlerin Inge Dick. Sie portraitiere ich für das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt. Ihr habe ich in diesem Blog einen eigenen Artikel gewidmet.

Viele der Kunstfotos aus diesem Atelier sind im “bild-schön Kalender 2022” verewigt. Bei Bedarf bitte melden. 

Und auch das Jahr 2022 startet kunstvoll: für das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt und das Neue Museum Nürnberg darf ich Künstler/innen und neue Ausstellungen im Film vorstellen. 

Hier noch zwei kleine Portraits der beiden Künstlerinnen vom Mondsee.

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Mit dem Auge von Christo und Jeanne-Claude

Am 31. Mai letzten Jahres ist der große Künstler Christo kurz vor seinem 85. Geburtstag gestorben. Und es war sein großer Wunsch, dass die Verhüllung des Arc de Triomphe in Paris auch nach seinem Tod von seinem Team realisiert wird. Und so sorgt unter anderem Christos deutscher Fotograf Wolfgang Volz dafür, dass in diesen Tagen wieder einmal eines jener herrlichen Christo-Projekte Wirklichkeit wird. So wie auf Christos Entwürfen wird der Triumphbogen aussehen. Bei einem Besuch während der Aufbauarbeiten konnte ich „das Auge von Christo und Jeanne-Claude“, wie man Wolfgang Volz nennt, treffen. 

Einer der längsten Weggefährten

Ein lockeres, sehr angenehmes Zusammentreffen direkt am Place Charles de Gaulle, an dem zwölf Straßen auf den Arc de Triomphe treffen. Dieses Mal sei er „nur“ der Fotograf, sagt der 74jährige bescheiden. Doch es stellt sich dann sehr schnell heraus, dass er doch vielmehr ist. Denn er hat bei der Beschaffung der 25.000 Quadratmeter Polyproplyen-Gewebe geholfen, mit dem der Triumphbogen verhüllt wird. Es stammt von der gleichen Firma, aus der gleichen Webmaschine und ist von der gleichen Machart, wie das Gewebe für die Verhüllung des Berliner Reichstags 1995. Und damals spielte Wolfgang Volz als enger Vertrauter von Christo und Jeanne-Claude und als Deutscher eine große Rolle bei der Realisierung. „Jetzt bin ich plötzlich derjenige, der 50 Jahre dabei ist“, sagt er. Einer der längsten Weggefährten von Christo und Jeanne-Claude, die bereits 2009 starb. 

Erinnerungen an den Berliner Reichstag

Ich hatte beim Besuch des Arc de Triomphe während des Aufbaus die Gelegenheit das Material ganz genau anzusehen und anzufassen. Und es erinnert tatsächlich – wie das gesamte Projekt – sehr stark an die Verhüllung des Reichstags 1995. Auch Wolfgang Volz verweist auf die vielen Parallelen. Zum Beispiel auf den günstigen historischen Zeitpunkt.  „Alle Projekte haben ihren Moment in der Geschichte.“ Beim Reichstag war es ganz klar der Mauerfall und eine Liberalisierung des Areals. Ohne Mauerfall wäre es nie dazugekommen, so Wolfgang Volz. Und in Paris ist es so, dass der Ministerpräsident für das Projekt ist und so der Zeitpunkt günstig für die Realisierung war. Natürlich erinnert Wolfgang Volz an die beiden Köpfe des Projekts. Das Team versuche alles so zu realisieren, wie Christo und Jeanne-Claude es wohl gemacht hätten. Bis knapp vor Christos Tod haben sich alle intensiv mit ihm ausgetauscht über das Projekt, haben Tests gemacht, wo Christo noch sagen konnte, „dieses Silber, bisschen mehr bläulich, diese Seile, diesen Seildurchmesser, diese Seilfarbe“.  Das Team fühlt sich relativ sicher in der Realisierung des Projektes, dass „wir das machen, was die beiden im Himmel uns machen lassen“, sagt Wolfgang Volz und blickt vielsagend und augenzwinkernd in den Himmel über Paris. 

Bis 3. Oktober ist der verhüllte Arc de Triomphe in Paris dann zu besichtigen – wie bei allen Werken der Künstler kostenlos. Finanziert wird es stets durch den Verkauf von Christos Entwürfen und Skizzen, eine öffentliche Förderung wollte er nie. Wer an den drei Wochenenden während der Verhüllung kommt, hat auch die außergewöhnliche Möglichkeit auf dem Platz zu laufen, denn die Straßen werden an den Wochenenden gesperrt. Möglich ist während der gesamten Zeit auch der allerdings kostenpflichtige Aufstieg auf den Triumphbogen – eine Buchung vorab ist empfehlenswert:

http://www.lecmn.fr/ChristoParis/Tickets

Spannend und wichtig auch die Informationen, der Livestream und die vielen Bilder auf der offiziellen Website:

 

https://christojeanneclaude.net/press/arc-de-triomphe-wrapped/

 

Mit dem TGV oder ICE ist Paris ohne Umsteigen von Deutschland aus bequem zu erreichen. Und vom Gare de l’est ist nicht weit zum Arc de Triomphe. Und Paris ist ja sowieso eine Reise wert. Wir werden uns das fertige Projekt auch ansehen!

 

 

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Unser Beitrag über Wolfgang Volz aus der © BR Abendschau 2021.

Das Herzensprojekt “7 Kapellen”

Aus Holz müssen sie sein und ein Kreuz müssen sie haben. Mit diesen beiden schlichten Vorgaben beflügelte die Siegfried-und-Elfriede-Denzel-Stiftung die Phantasie von sieben renommierten Architekten. Herausgekommen ist das Projekt “7 Kapellen” mit außergewöhnlichen und zum Teil spektakulären Kirchenbauten. Auch die besonderen Standorte in der Natur gehören zum Erfolgsrezept. Entstanden sind sie im Landkreis Dillingen an der Donau, ganz im Westen von Bayern, nicht gerade der Nabel der Welt. Und dennoch gelang es den Initiatoren Architekten wie den Briten John Pawson und den Deutschen Volker Staab ins Boot zu holen. Wer sich für Architektur interessiert und für kontemplative ruhige Orte, der sollte die “7 Kapellen” besuchen.

Von 2018 bis 2020 wurde nach passenden Standorten in der freien Landschaft im weitläufigen und dünn besiedelten schwäbischen Landkreis Dillingen gesucht. Es wurde geplant, konstruiert, gefertigt, aufgebaut und geweiht. Ein Projekt, das unter einem guten Stern stand. Ein Projekt mit ganz viel Segen! 
















Wetterlage, Tageszeit und Lichtstimmung

Für viele Beteiligte war es ein “Herzensprojekt”, wie Alexander Gumpp vom Holzbauunternehmen Gumpp & Maier aus Binswangen es nennt. Seine Firma hat die Entwürfe der Architekten umgesetzt und gebaut. Für Projektleiter Alfred Bühler von Gumpp & Maier, den schwäbischen Bezirksheimatpflegern (bis 2020) Peter Fassl, von dem die Idee stammt, und für Stifterpersönlichkeit Siegfried Denzel (89) ist es ein “Herzensprojekt” geworden. Er wollte nach einem erfolgreichen Leben als Unternehmer mit seiner Frau Elfriede etwas Bleibendes schaffen. Nahm zunächst eine Million Euro in die Hand – die am Ende für das Projekt nicht gereicht haben – und überzeugte mit seinen Mitstreitern Architekten Kapellen zu entwerfen. Für viele von ihnen war es die erste Kapelle in ihrem Leben. 

Ich bin im Sommer 2019 auf das Projekt gestoßen und habe seitdem den Bau von vier der sieben Kapellen umfangreich mit der Kamera und dem Herzen begleiten können. Denn auch für mich ist es ein Projekt mit viel Leidenschaft geworden. Jeder Besuch bei einer der Kapellen ist etwas Besonderes. Und ich freue mich darauf, sie immer wieder in Ruhe zu sehen, wahrzunehmen, zu ganz unterschiedlichen Tageszeiten, Wetterlagen und Lichtstimmungen. Denn genau das ist der Reiz der “7 Kapellen”. Diese Orte zum Innehalten, Nachdenken und Beten ganz unterschiedlich zu erleben. Da sie immer geöffnet und schlicht gehalten sind, kann man den Ort immer wieder anders erleben. Und: es sind nicht nur Orte für Christen. Jeder kann sie besuchen, ob er glaubt oder nicht und egal welcher Konfession oder Weltanschauung er angehört. Ganz bewußt wurde – bis auf das Kreuz – auf große religiöse Symbolik verzichtet. Das Holz und die Konstruktion spricht für sich.

Kapelle Oberthürheim von Christoph Mäckler

Kurz vor Weihnachten 2020 wurde als letzte die Kapelle bei Oberthürheim fertiggestellt. Entworfen hat sie der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler. Er orientierte sich als einziger Architekt an der Form einer klassischen Kirche. Durch den Baustoff Holz, das Kreuz und rund 170 kleine, zehn mal zehn Zentimeter großen Fenster, ist wieder eine außergewöhnliche, keineswegs klassische Kapelle entstanden. Sie steht am Rande des Donauried, einer weitläufigen landwirtschaftlich geprägten Flusslandschaft im Landkreis Dillingen.


Standort der Kapelle Oberthürheim
































Beitrag aus der Abendschau im BR Fernsehen im Dezember 2020.

https://youtu.be/KhtJWhudcGs

Kapelle Ludwigschwaige von Alen Jasarevic

An betende Hände hat Architekt Alen Jasarevic gedacht, als er die Kapelle an der Ludwigschwaige bei Buttenwiesen entworfen hat. Ein spitz aufragender beeindruckender Bau inmitten freier Natur an einem Waldrand erwartet die Besucher. Ganz besonders auch der Innenraum. Bildhauer Josef Zankl hat mit einem Schnitzeisen geschätzte zwei Millionen Kerben in das weiche Holz der Weißtanne geschnitzt. Und je nach Sonnenstand verändert sich die Stimmung in der Kapelle. Das Licht kommt von einer Öffnung am oberen Ende der Kapelle – in der Öffnung findet sich auch das Kreuz. Für viele Besucher eine der gelungensten der 7 Kapellen.


Links zur Kapelle Ludwigschwaige
































Kapelle Oberbechingen von Frank Lattke

Einen der schönsten Innenräume hat die Kapelle von Architekt Frank Lattke bei Oberbechingen ganz im Westen von Bayern. Das Kreuz im Inneren wird nur durch schmale seitliche Glasfenster beleuchtet. Und von Außen wirkt vor allem die Tatsache,  dass der Architekt mit einem besonderen Dachfirst über der Diagonalen spielt.  Die Kapelle liegt am Rande des Naturschutzgebietes Dattenhauser Ried. 


Link zur Kapelle Oberbechingen
























Ein Ausflugstipp von www.bayern-evangelisch.de (Evangelische Landeskirche in Bayern) von Juli 2020.

https://youtu.be/f7RLpk7wKkY

Kapelle Unterliezheim von John Pawson

Schlicht und spektakulär ist die Kapelle bei Unterliezheim, entworfen vom berühmten britischen Architekten John Pawson. Er hatte bereits die Moritzkirche in Augsburg umfangreich renoviert und so konnte der Augsburger Dekan Helmut Haug den Kontakt zu John Pawson herstellten. Bei seiner Kapelle hat er sich an einem großen Holzstoß orientiert. Und so vermutet man beim Blick aus der Ferne einen Holzstapel am Waldrand. Für die Kapelle wurden 40 Douglasien jeweils mit einer Länge von 12,5 Metern verarbeitet. Für mich einer der Höhepunkte unter den 7 Kapellen.


Link zur Kapelle Unterliezheim
























Ein Ausflugstipp für RTL/TV Bayern im August 2020 mit spannenden Interviews mit Dekan Helmut Haug aus Augsburg und Landwirt Franz Mayer von der Ludwigschwaige.

https://youtu.be/LS_awRr6O1I

Kapelle Kesselostheim von Staab Architekten

Zeitgenössische, moderne Architektur in Holz – so wie man sie im schwäbischen Kesseltal garantiert nicht erwartet. Entworfen wurde die Kapelle bei Kesselostheim vom berühmten Architekten Volker Staab und seinem Team in Berlin. Auch für ihn, von dem unter anderem das neue Museum in Nürnberg oder die Synagoge in Regensburg stammen, ein außergewöhnliches Projekt. Zum ersten Mal in seinem Berufsleben, so Volker Staab bei der Einweihung, durfte er den Standort selber aussuchen. 33 Tonnen Holz und zwei Tonnen Stahl wurden für den 14 Meter hohen Turm verwendet. Wer im Inneren steht und nach oben sieht, erblickt das Kreuz am Himmel. Eine Kapelle vor allem für schönes Wetter, denn bei Wind und Regen ist es im Inneren eher ungemütlich.


Link zur Kapelle Kesselostheim
























Beitrag aus der Abendschau im BR Fernsehen im September 2020.

https://youtu.be/sgmS74DxNoc

Kapelle Emersacker von Wilhelm Huber

Bei Emersacker steht die Kapelle von Architekt Wilhelm Huber. Sie entfaltet ihre Wirkung vor allem durch drei blaue Glasfenster ganz oben in der Kapelle. Durch sie fällt starkes blaues Licht auf das Kreuz und die Besucher und taucht die Kapelle in eine ganz besondere Stimmung.


Link zur Kapelle Emersacker












Kapelle Gundelfingen von Hans Engel

Als erste Kapelle wurde 2018 die von Hans Engel bei Gundelfingen fertig gestellt. Sie steht nahe dem Kernkraftwerk Gundremmingen und lädt mit Sprüchen von Philosophen und Weltreligionen zum Nachdenken ein – auch wegen der Nachbarschaft zum Atommeiler. “Alles was gegen die Natur ist, hat keinen Bestand”, wird hier Charles Darwin zitiert. 


Links zur Kapelle Gundelfingen












Beitrag aus der Abendschau im BR Fernsehen im Septemter 2019.

https://youtu.be/2znm0AIPWKI

7 Kapellen – offizielle Website