Ein kunstvolles Jahr – mit Christo zum Finale

2021 war für mich ein Jahr der Kunst. Es hat mir viele Begegnungen mit spannenden Künstlerinnen und Künstlern und mit ihrer Kunst beschert. Dafür bin ich sehr dankbar. Kunst macht Spaß und regt an – zum Nachdenken, zur Kreativität und Kunst erweitert den Horizont. 

Der Höhepunkt im September in Paris das letzte Projekt des verstorbenen Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude: “L’ Arc de Triomphe, Wrapped”. Nach dem Besuch beim Aufbau Anfang September konnten wir schließlich das fertige Werk erleben – und wie!

Aus jeder Perspektive ein neues Erlebnis

Beeindruckend in vielerlei Hinsicht. Aus jeder Perspektive und zu jeder Tageszeit und bei wechselndem Tageslicht jedes Mal ein neues Erlebnis. Sechs Millionen Menschen haben nach Angaben der Christo and Jeanne-Claude Foundation zwischen dem 18. September und 3. Oktober den verhüllten Triumphbogen besucht. Wir waren an zwei Tagen gleich mehrfach dort und konnten jedes Mal etwas Neues entdecken. 

Und das Konzept des Künstlerpaares macht auch dieses Mal “hautnahe” Erlebnisse möglich. Jede Besucherin und jeder Besucher kann dem Werk so nahe kommen, wie er oder sie möchte. Man darf den silbernen Stoff aus deutscher Fabrikation – 25.000 Quadratmeter – anfassen. Ihn erleben und auch ein Stück mitnehmen. Denn die vielen freiwilligen Helfer, sogenannte Monitore, verteilen den Stoff. Wir treffen dank des Tipps eines Freundes Klaus Naumann aus München, der auch bei diesem Projekt mithilft. Er kann uns viel über die verpackten Kunstobjekte erzählen. Und wieder einmal begegnen wir dem Münchner Galeristen Holger Weinstock, der mit Besuchergruppen aus München nach Paris reist. Im Beitrag für die BR Abendschau sind sie alle dabei.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der Kunst aufs Dach steigen

Und der Arc de Triomphe macht noch ein besonderes Erlebnis möglich. Man kann auf sein Dach steigen und der Kunst dort noch näher sein. Wir dürfen über den Stoff laufen und zugleich auch noch herrliche Ausblicke auf Paris genießen. 

Mit dem Arc de Triomphe sind die spektakulären Christo-Projekte in Europa zu Ende. Eventuell gibt es noch eines in Abu Dabi. Zu meinen Beiträgen zu den Christo Projekten gibt es eine YouTube-Playlist.

Und so endet im September ein für mich spektakuläres Kunstjahr. Begonnen hat es mit der “Eisigen Kunst” von Markus Jordan vor dem Stadttheater Ingolstadt. Im Februar darf ich den bekannten Holzbildhauer Andreas Kuhnlein zuhause in Unterwössen besuchen und seine Skulpturen bei Kunstgottesdiensten erleben. Im März besuche ich das Leuchtenfeld von Künstler Markus Heinsdorff im Innenhof von Schloss Blumenthal bei Aichach. Gefertigt aus Schwimmwesten machen die Leuchten auf das Schicksal von Bootsflüchtlingen aufmerksam. Auf der Landesgartenschau in Ingolstadt lernte ich die Bildhauerin Christine Perseis kennen. Sie hat das Objekt “The Mirror – der Spiegel” geschaffen – mein persönliches Highlight auf der Landesgartenschau, das dort auch in Zukunft erhalten bleibt. Und durch eine gute Fügung – es gibt keine Zufälle – kann ich Christine auch in ihrem Atelier am Mondsee in Österreich besuchen, genauso wie die 80jährige österreichische Fotokünstlerin Inge Dick. Sie portraitiere ich für das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt. Ihr habe ich in diesem Blog einen eigenen Artikel gewidmet.

Viele der Kunstfotos aus diesem Atelier sind im “bild-schön Kalender 2022” verewigt. Bei Bedarf bitte melden. 

Und auch das Jahr 2022 startet kunstvoll: für das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt und das Neue Museum Nürnberg darf ich Künstler/innen und neue Ausstellungen im Film vorstellen. 

Hier noch zwei kleine Portraits der beiden Künstlerinnen vom Mondsee.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mit dem Auge von Christo und Jeanne-Claude

Am 31. Mai letzten Jahres ist der große Künstler Christo kurz vor seinem 85. Geburtstag gestorben. Und es war sein großer Wunsch, dass die Verhüllung des Arc de Triomphe in Paris auch nach seinem Tod von seinem Team realisiert wird. Und so sorgt unter anderem Christos deutscher Fotograf Wolfgang Volz dafür, dass in diesen Tagen wieder einmal eines jener herrlichen Christo-Projekte Wirklichkeit wird. So wie auf Christos Entwürfen wird der Triumphbogen aussehen. Bei einem Besuch während der Aufbauarbeiten konnte ich „das Auge von Christo und Jeanne-Claude“, wie man Wolfgang Volz nennt, treffen. 

Einer der längsten Weggefährten

Ein lockeres, sehr angenehmes Zusammentreffen direkt am Place Charles de Gaulle, an dem zwölf Straßen auf den Arc de Triomphe treffen. Dieses Mal sei er „nur“ der Fotograf, sagt der 74jährige bescheiden. Doch es stellt sich dann sehr schnell heraus, dass er doch vielmehr ist. Denn er hat bei der Beschaffung der 25.000 Quadratmeter Polyproplyen-Gewebe geholfen, mit dem der Triumphbogen verhüllt wird. Es stammt von der gleichen Firma, aus der gleichen Webmaschine und ist von der gleichen Machart, wie das Gewebe für die Verhüllung des Berliner Reichstags 1995. Und damals spielte Wolfgang Volz als enger Vertrauter von Christo und Jeanne-Claude und als Deutscher eine große Rolle bei der Realisierung. „Jetzt bin ich plötzlich derjenige, der 50 Jahre dabei ist“, sagt er. Einer der längsten Weggefährten von Christo und Jeanne-Claude, die bereits 2009 starb. 

Erinnerungen an den Berliner Reichstag

Ich hatte beim Besuch des Arc de Triomphe während des Aufbaus die Gelegenheit das Material ganz genau anzusehen und anzufassen. Und es erinnert tatsächlich – wie das gesamte Projekt – sehr stark an die Verhüllung des Reichstags 1995. Auch Wolfgang Volz verweist auf die vielen Parallelen. Zum Beispiel auf den günstigen historischen Zeitpunkt.  „Alle Projekte haben ihren Moment in der Geschichte.“ Beim Reichstag war es ganz klar der Mauerfall und eine Liberalisierung des Areals. Ohne Mauerfall wäre es nie dazugekommen, so Wolfgang Volz. Und in Paris ist es so, dass der Ministerpräsident für das Projekt ist und so der Zeitpunkt günstig für die Realisierung war. Natürlich erinnert Wolfgang Volz an die beiden Köpfe des Projekts. Das Team versuche alles so zu realisieren, wie Christo und Jeanne-Claude es wohl gemacht hätten. Bis knapp vor Christos Tod haben sich alle intensiv mit ihm ausgetauscht über das Projekt, haben Tests gemacht, wo Christo noch sagen konnte, „dieses Silber, bisschen mehr bläulich, diese Seile, diesen Seildurchmesser, diese Seilfarbe“.  Das Team fühlt sich relativ sicher in der Realisierung des Projektes, dass „wir das machen, was die beiden im Himmel uns machen lassen“, sagt Wolfgang Volz und blickt vielsagend und augenzwinkernd in den Himmel über Paris. 

Bis 3. Oktober ist der verhüllte Arc de Triomphe in Paris dann zu besichtigen – wie bei allen Werken der Künstler kostenlos. Finanziert wird es stets durch den Verkauf von Christos Entwürfen und Skizzen, eine öffentliche Förderung wollte er nie. Wer an den drei Wochenenden während der Verhüllung kommt, hat auch die außergewöhnliche Möglichkeit auf dem Platz zu laufen, denn die Straßen werden an den Wochenenden gesperrt. Möglich ist während der gesamten Zeit auch der allerdings kostenpflichtige Aufstieg auf den Triumphbogen – eine Buchung vorab ist empfehlenswert:

http://www.lecmn.fr/ChristoParis/Tickets

Spannend und wichtig auch die Informationen, der Livestream und die vielen Bilder auf der offiziellen Website:

 

https://christojeanneclaude.net/press/arc-de-triomphe-wrapped/

 

Mit dem TGV oder ICE ist Paris ohne Umsteigen von Deutschland aus bequem zu erreichen. Und vom Gare de l’est ist nicht weit zum Arc de Triomphe. Und Paris ist ja sowieso eine Reise wert. Wir werden uns das fertige Projekt auch ansehen!

 

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Unser Beitrag über Wolfgang Volz aus der © BR Abendschau 2021.