Sehnsucht nach dem Norden

Kann man einen besonderen Ort „tanken“, „abspeichern“ und so in sich aufnehmen, dass er einem erhalten bleibt? So dass man in Gedanken dorthin reisen kann, wenn einem gerade danach ist. Schön wenn das ginge, um die Sehnsucht zu stillen, zum Beispiel die “Sehnsucht nach dem Norden”. Filme, Fotos und Erinnerungen können dabei behilflich sein. So sei es, verbunden mit ein paar Reisetipps für all die, die den Norden noch erkunden wollen.

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Unsere Reise im Sommer 2020 führt uns über Polen, das Baltikum – Litauen, Lettland und Estland nach Finnland. Von Finnlands Hauptstadt Helsinki in Richtung Norden, durch Lappland, vorbei am Inarisee, direkt nach Norwegen. Von der finnisch-norwegischen Grenze ist es nicht mehr weit nach zum Nordkapp – jenem legendären nördlichsten Punkt Europas, nur noch rund 2500 Kilometer vom Nordpol entfernt. Und schließlich über die Landschaften und Inseln von Senja, den Vesterålen und Lofoten wieder südwärts. Weiter über die norwegisch-schwedische Grenze durch Lappland entlang der schwedischen Ostseeküste wieder heimwärts.

Finnland - das unendliche Land der Sauna

Ich kenne in Finnland eigentlich nur Helsinki, von Besuchen vor langer Zeit. Und was soll ich sagen: Helsinki hat unglaublich aufgeholt und zeigt sich als moderne coole Fahrradstadt. Auch wir sind per Rad unterwegs und beeindruckt von der Mischung aus historischer und moderner Architektur. Beeindruckend die neue Zentralbibliothek Oodi, für Jedermann ohne Schranken zugänglich.
200 Kilometer entfernt von Helsinki liegt Tampere, große finnische ehemalige Industriestadt mit mehr als 200.000 Einwohnern. Liebevoll restauriert die alten Industriegebäude, die alle am Fluss liegen; die Wasserkraftwerke brachten den Reichtum. Und produzieren den Strom für die vielleicht coolste öffentliche Sauna Finnlands. Ein großes Vergnügen! Gemischt und bekleidet besucht man die Sauna nur kurz bei 110 Grad und springt dann in den See! Die Finnen machen sich lustig über die Deutschen, die mit der Stoppuhr ihre Ausdauer in der Sauna messen. In dieser Sauna ist es wie im Bienenschwarm und im Hühnerstall zugleich – ein Kommen und Gehen, kein Wunder bei der hohen Temperatur. Und danach wird ordentlich geratscht und getrunken. Überall im Land gibt’s Saunen, angeblich 3,5 Mio für 5,5 Mio Finnen.

https://www.rauhaniemi.net/info/auf-deutch/

Weiter gehts Richtung Lappland – und wieder einmal hat sich der weite Weg gelohnt für diese beeindruckende Landschaft! Und schwitzen muss man auch nicht. Endlich auch mal ein Besuch am legendären Inarisee – natürlich auch mit Sauna.

Wetterglück am Nordkapp

Die Entscheidung fürs Nordkapp ist gefallen. Wir verlassen Finnland hoch im Norden und fahren über den Grenzfluss Anarjohka direkt nach Norwegen. Überall hier ist Samiland, das Land der Samen – man merkt es an den Rentieren. Von Russland über Finnland, Norwegen und Schweden erstreckt sich das traditionelle Siedlungsgebiet der Samen. Im Supermarkt in Karasjok treffen wir eine ältere Dame in Tracht, das ist selten geworden. Und bereitwillig lässt sie sich fotografieren – mit Klopapier ein tolles Symbolfoto für den Alltag der Samen, die zum größten Teil mittlerweile ganz normal leben. Im norwegischen Karasjok haben sie ihr Parlament.

Von Karasjok bis zum Nordkapp sind es nur noch 250 Kilometer. Die Landschaft wird karg und erinnert daran, dass hier zumeist sehr ungemütliches Wetter herrscht. Ich liebe diese Weite, zumal bei diesem Wetter. Und je näher man zum Nordkapp kommt, umso mehr Rentiere begegnen uns. 

Wir haben nun schon zum zweiten Mal am Nordkapp großes Wetterglück. Immer wieder bricht die Sonne durch die Wolken und es ist nahezu windstill – eine Seltenheit am Nordkapp. Auch in der kurzen Nacht auf dem Nordkapp-Felsen auf der Insel Magerøya. Beim Sonnenuntergang gegen 22 Uhr und dann auch beim Sonnenaufgang ab 2.30 Uhr – es ist der 13. August und da werden die Tage schon wieder kürzer. Die Sonne scheint nicht mehr rund um die Uhr, hell bleibt es aber trotzdem.  

Und dann geht es nur noch südwärts … was auch sonst! Über Alta (https://www.altamuseum.no/en/)  und die tausende Jahre alten Felszeichnungen  und Tromsø in Richtung Nordatlantik-Küste – mit spektakulärem Wetter. Über die Insel Senja, die Inseln der Vesterålen geht es weiter auf die Lofoten. Das Wetterglück hat uns verlassen, aber wer in den hohen Norden reist, weiß worauf er sich einlässt. Mütze und Handschuhe gehören auch im Sommer ins Gepäck!  Eine geplante Wanderung auf Senja muss ausfallen. Doch auch bei dicken Wolken, Regen und Sturm haben die vielen norwegischen Inseln im Nordatlantik großen Charme!

Die Lofoten – sie sind für uns ein Stück Heimat. Auch wenn die Orte touristisch sind, wir mögen sie. Zum Beispiel Henningsvaer. Der Ort hat sich Charme bewahrt, die Lage auf Felsen im Meer ist genial und der Fußballplatz, der aus der Luft gesehen, im Wasser schwimmt, hat sich zum Hotspot der Drohnenpiloten entwickelt. Da gilt es Kollisionen in der Luft zu vermeiden.

Spektakuläres Erlebnis

Die Lofoten habe ich ein Dutzend Mal besucht, doch dieses Mal gibt es ein einmaliges Erlebnis. Dass es Orcas rund um die Lofoten gibt ist bekannt. Vor allem im Winter kommen sie, um hier Hering zu jagen. Doch im Sommer sind sie selten hier. Und so haben wir großes Glück als wir sie an der Ostküste der Lofoten zwischen Moskenes und Reine entdecken. Eine große Gruppe, mehr als zehn Orcas. Eine Stunde lang können wir sie an der Küste begleiten und ganz nah erleben. 

Die Tierwelt Skandinaviens ist faszinierend. Tiere so nah und ungestört zu beobachten – einer der Gründe für die Sehnsucht nach dem hohen Norden.

Die Magie des Snæfellsjökull

Endlich: wir stehen zum ersten Mal auf dem Gipfel des Snæfellsjökull im Westen Islands! Doch: leider ist vom Krater des Vulkans nichts zu sehen. Stattdessen Schnee, Eis, Wind und Nebel. Doch hier muss er doch irgendwo sein, der Ort, an dem die „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ des deutschen Professors Otto Lidenbrock begonnen hat. Schriftsteller Jules Verne lässt ihn und seinen Neffen Axel (!) gemeinsam mit dem Eiderentenjäger Hans Bjelke den Snæfellsjökull besteigen und schließlich in den Krater hinabsteigen: “Steig hinab in den Krater des Sneffels Yocul … und Du wirst zum Mittelpunkt der Erde gelangen”, heißt es dort.

Fünf Tage nach unserem ersten Besuch auf dem Vulkan versuchen wir es noch einmal. Das Wetter herrlich, die Aussicht perfekt in alle Himmelsrichtungen. Doch 155 Jahre nach der Erscheinung des Romans von Jules Verne auch dieses Mal keine Spur vom Krater des Vulkans. Na gut ist ja auch ein Roman, der Vulkan zum letzten Mal vor 1800 Jahren ausgebrochen. Stattdessen ist der Berg (1446 m) mit einem Gletscher bedeckt. Allerdings schmilzt er laut neuesten Prognosen bis 2050.

https://youtu.be/hDbvTmC3ik0

Sehnsuchtsland Island für Peter Lang

Auch ohne Vulkankrater – die Magie des Berges zieht uns an, ein Kraftort. Auch für Peter Lang, Künstler aus Gleißenberg im Bayerischen Wald. Mit 19 – vor 35 Jahren – war er zum ersten Mal hier, ist damals mit Freunden durch Island gewandert. Eine „Expedition“ ins unbekannte raue Sehnsuchtsland Island auf den Spuren von Jules Verne. Und damals beschloss er hier auf dem Gipfel Maler zu werden. Es war eine gute Entscheidung. Peter studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München. Und entdeckte die Malreisen für sich, unter anderem nach Trondheim/Norwegen und nach Patagonien/Chile. Zum zweiten Mal ist er nun schon am Snæfellsjökull – 2012/13 und jetzt wieder 2018/19 malt er hier ein halbes Jahr lang.

Wir stehen gemeinsam im Dunst auf dem Gipfel. Peter sinniert darüber, dass es eine gute Entscheidung gewesen sei, Maler zu werden.  Mit fast 54 Jahren ist er wieder hier, als „gewichtiger“ Maler. Dass das Wetter heute so ist, wie es ist, sei eben typisch isländisch. Selbst bei der besten Wettervorhersage kann es schlecht sein – es kommt wie es kommt, so ist auch die Lebenseinstellung der Isländer. Das ist für Peter der „Charme des Landes“.

Drei Besuche am Snæfellsjökull

Ich habe Peter bei seinem Aufenthalt am Snæfellsjökull auf der Halbinsel Snæfellsnes im Westen Islands dreimal besucht. Er bewohnt im Ort Hellissandur das ehemalige Rescue-Haus der Gemeinde. Hier findet er nahezu ideale Bedingungen vor, hat in der ehemaligen Fahrzeuggarage ein großzügiges Atelier. Dafür hat er zwei große Fenster mitgebracht, die die Gemeindearbeiter eingebaut haben. Blick auf das Meer, in dem immer wieder Wale vorbei schwimmen, direkt aus Atelier und Küche. Blick auf den Snæfellsjökull  aus dem Wohnzimmer.

Aus Dank überlässt Peter der Gemeinde eines seiner wertvollen Bilder. Ich bin dabei als er es mit seinem isländischen Freund Fúsi zu Bürgermeister Kristinn in das Rathaus bringt. Es ist nach seinem Besuch 2010/11 das zweite Bild von Peter im Rathaus.

Bürgermeister Kristinn Jonasson ist ein Förderer und Unterstützer von Peter. Er sieht in Peter die Chance große Kunst nach Snæfellsnes zu bringen. Besucher sind im Atelier willkommen, an einem Tag der offenen Tür Ende April kommen sehr viele Gäste, um Peters Arbeiten zu sehen.

Wir stehen nun bei schönem Wetter auf dem Snæfellsjökull . Ein sensationeller und ergreifender Ausblick für mich und Peter – der Berg „läuft so richtig schön aus, so wie ein Spiegelei in der Pfanne und rundherum das Meer“! Ergreifend und magic.

Abschied

Doch jetzt reicht es Peter – ein halbes Jahr ist er hier und packt Ende Mai den Container, der seine Bilder zurück nach Deutschland bringt. Insgesamt hat er zweieinhalb bis drei Jahre seines Lebens in Island verbracht. Und für ihn schließt sich damit ein Kreis – und dennoch lässt ihn Island nicht los. Der Abschied wird hart werden, das weiß er.

Ab Herbst wird Peter seine neuen Island-Arbeiten bei mehreren Ausstellungen u.a. in München und Eger zeigen.  Parallel dazu zeigt die bild-schön medienproduktion den Film über Peters Zeit in und über Island.

 

Ich habe Peter schon einmal bei einer seiner Malreisen besucht:

https://bild-schoen-medien.de/ein-mal-sommer-in-den-bergen

https://bild-schoen-medien.de/mit-dem-atelier-container-auf-reisen

 

Island – außergewöhnlich anders

Island und die Isländer sind außergewöhnlich anders – vielleicht lassen sich dieses außergewöhnliche Land und seine Menschen am besten so beschreiben. Und natürlich wird diese Verkürzung Island nicht gerecht – der spektakulären Landschaft, den freundlichen, aufgeschlossenen und doch eigenen Menschen, dem wechselhaften windigen Wetter, den tausenden von Islandpferden, die dem Wind trotzen und der modernen, trendigen nördlichsten Hauptstadt der Welt – Reykjavik. Die etwas abgedroschenen Superlative, verzeiht, sie fließen einfach so in die Tastatur und sind wahr.

https://youtu.be/lUpSBZ0Dubw

Wir haben uns auf Expedition in dieses außergewöhnliche Land begeben. Zum Jahreswechsel 2018/19 im isländischen Winter besuchen wir die Hauptstadt Reykjavik und die phantastische Halbinsel Snæfellsness. Dort sind wir drei Autostunden von der Hauptstadt entfernt am Westende von Island im Nationalpark Snæfellsjökull. Es ist unser Freund und Maler Peter Lang, der uns hierher gebracht hat. Wir haben ihn bereits früher begleitet (https://bild-schoen-medien.de/ein-mal-sommer-in-den-bergen). Jetzt ist er wieder einmal für mehrere Monate im Ort Hellissandur zum Malen. Gemeinsam mit ihm sind wir unter anderem auf den Spuren der Polarlichter. Dazu folgt ein eigener Eintrag.

Unser Ziel: die Halbinsel Snæfellsness

Die Halbinsel Snæfellsness ragt wie ein ausgestreckter Finger (auf der Karte oben links, unten links liegt Reykjavik) vom isländischen Festland in Richtung Westen und zeigt auf Grönland, das nur 300 Kilometer entfernt ist. Snæfellsness bietet nahezu alles, was Island ausmacht; Berge, Wasserfälle, Strände, unendliche Weiten,  Mystik, Lavafelder und einen erloschenen Vulkan. Snæfellsjökull heißt er, 1446 m hoch, von einem Gletscher bedeckt und von jeder Seite bietet er faszinierende Einblicke. Und er ist weltbekannt – dank dem Autor Jules Verne, der in seinem Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ den Hamburger Professor Lidenbrock durch den Krater des Snæfellsjökull ins Erdinnere hinunter steigen lässt.

Was gibt es hier nicht alles zu entdecken: den Snæfellsjökull und die ihn umgebenden Berge. Wir wandern auf den Berg Búrfell am Rande des Nationalparks. Von dort hat man einen guten Blick auf die Berge und das Meer.

Die Kraft des Meeres und Wasserfälle

Der Strand von Djúpalónssandur begeistert uns – übersäht von schwarzen glatten Kieselsteinen und von stürmischer Brandung umtost. Wer hier dem Meer zu nahe kommt, der hat keine Chance. Von der Kraft des Meeres erzählen rostige Eisenteile auf dem Strand – Kulturgut, das man nicht mitnehmen darf. Sie stammen von einem britischen Fischer-Trawler, der hier 1948 bei stürmischer See gestrandet ist. Nur wenige Seeleute überlebten.

Spannend auch die Strände im Süden und die im Norden zwischen Olafsvik und Grundarfjörður. Bei Grundarfjörður steht der markante Berg Kirkjufell, der spitz aufragt. Und gleich daneben der gleichnamige Wasserfall, der Kirkjufellsfoss. Überhaupt die Wasserfälle – der Svöðufoss in der Nähe unserer Unterkunft bei Hellissandur begeistert uns. Wasserläufe überall, bei unserer Wanderung auf den Búrfell sehen wir aus der Höhe wie sie das Land durchpflügen. Und die Drohne liefert spannende Bilder von den Wasserläufen. Freilich sind sie oft auch ein schwer zu überwindendes Hindernis.

Schräge Isländer

Dazu die Isländer. Wir erleben ein freundliches Volk, aufstrebend, wohlhabend und selbstbewusst. Mitunter für uns ein bisschen schräg: an Silvester beobachten wir in der Hauptstadt einen Volkslauf, bei dem die Teilnehmer verkleidet als Biene Maya oder Indianer mitlaufen. Am Silvesterabend entzünden die Bürger von Rif/Hellisandur ein riesiges Feuer aus 3000 Paletten. Und das Rescue-Team brennt dazu ein großes Feuerwerk ab. Wer ein privates Feuerwerk machen will, der kauft die Feuerwerkskörper bei der Feuerwehr! Ungewöhnlich empfinden wir den Brauch, die Friedhöfe mit bunten elektrischen Kreuzen zu schmücken.

Ein erfolgreiches Land. 350.000 Einwohner verkraften derzeit 2,5 Millionen Touristen pro Jahr. Die sind natürlich eine Einnahmequelle. Das Land ist – trotz hoher Preise – absolut eine Reise wert. Die Halbinsel Snæfellsness sei Euch wärmstens empfohlen.

Bevorzugte Reisezeit ist der Sommer, wenn es hier knapp unterhalb des Polarkreises gar nicht mehr dunkel wird. Doch auch der Winter hat seinen Reiz. Zum Jahreswechsel ist es am Tag mit Dämmerung ca. sechs Stunden lang hell.

Links

Eine gute und detaillierte Landkarte mit der Möglichkeit zwischen unterschiedlichen Ansichten umzuschalten:

https://en.ja.is/kort/?type=map

Das wechselhafte Wetter:

https://en.vedur.is/weather/forecasts/areas/

Wie auch wir kommen viele hierher, um das Polarlicht zu sehen. Die Vorhersage in Zusammenhang mit dem Wetter, denn natürlich braucht es dafür einen klaren Himmel:

https://en.vedur.is/weather/forecasts/aurora/

Und die Vorhersage für die Polarlichter, die Aurora Borealis von der Universität Alaska:

https://www.gi.alaska.edu/monitors/aurora-forecast

Und offizielle Reiseempfehlungen:

https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/island-node/islandsicherheit/223400

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über Stock und Stein und hohe Wellen

Bei unserer Expedition in den hohen Norden im Sommer 2017 haben wir vor allem die schwedischen Nationalparks im Blick und – immer wieder – die Lofoten.

Die hohe Küste

Wieder einmal etwas Neues entdeckt in Schweden: das Weltkulturerbe Hohe Küste/Höga Kusten rund 500 km nördlich von Stockholm am Bottnischen Meerbusen. Weltkulturerbestätte. Im Zentrum der Nationalpark Skuleskogen – dort geht es im wahrsten Sinne des Wortes der Stock und Stein. Von der Eiszeit geformt, wächst die Küste jedes Jahr um einige Millimeter in die Höhe. Ein traumhafter Küstenabschnitt mit herrlichen Ein- und Ausblicken auf die Ostsee, mittendrin die Schlucht Slattdalsskrevan, in der ein Teil von Ronja Räubertochter verfilmt wurde. Unbedingt empfehlenswert, auch auf der Durchreise an der E4 in Richtung Lappland, Lofoten und Nordkapp.

Auf der Husky-Farm in Lappland

Wir sind einige Tage auf der Husky-Farm Veijejaur von Uschi und Steffen zu Gast, die hier schon seit 14 Jahren mit ihren Hunden leben. 49 Hunde haben sie, dazu noch den Gasthund Aiko – ein Sibirian Malamute – unsere Wanda ist von ihm besonders angetan … Wir genießen Lappland, riesige Wälder erkunden, Pilze sammeln, Feuer machen und Kanu fahren. Lappland ist das Siedlungsgebiet der Samen in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Als „Laponia“ wurde das Land der Samen länderübergreifend zum Weltkulturerbe erklärt.

Wer Lappland kennenlernen will, im Sommer und im Winter, dem können wir die Husky Farm Veijejaur wärmstens empfehlen. Liebevolle Betreuung durch Uschi und Steffen, wunderbar gelegen, schöne Ferienwohnungen auf einem Hof inmitten von Wäldern!

Mit dem Kajak auf Trolltour

Wo die Berge ins Meer stürzen, da liegen die Lofoten – hoch im Norden von Norwegens Westküste. Sie gehören zu unseren Highlights im hohen Norden – auch wenn das mittlerweile viele andere Camper ebenso sehen.
Bei einer Kajaktour kommen wir den schroffen Bergen dieses Mal besonders nahe – mit Peter im Kajak. Der 40jährige stammt aus Henningsvaer, einem Fischerdorf auf den Lofoten. Er zeigt uns seine Heimat vom Kajak aus.

Lange war unsicher ob wir wirklich starten können. Denn an diesem Augusttag bläst ein kalter Nordwind. Doch Peter kennt das Eismeer rund um sein Heimatdorf und führt uns sicher durch die Gewässer, auch wenn wir dabei gleich zu Anfang ordentlich Wind und Wellen zu spüren bekommen. Später wird die See ruhiger und wir nähern uns einem steilen Bergmassiv. Peter erzählt uns von den Trollen, die einst in dieser Gegend lebten und den Menschen Angst machten. Doch zum Glück waren die Trolle nur nachts unterwegs, denn das Sonnenlicht bedeutete ihren Tod. 

Der Troll Vågakallen stieg einst nachts vom Berg herab, um zu fischen. Doch als er mit dem Boot unterwegs war, kam starker Wind auf und der Troll kämpfte gegen Wind und Wellen, um zum Land zurück zu kehren. Und als er gerade den Berg hinaufkletterte, um zu seiner Höhle zu gelangen, ging die Sonne auf. Und der Troll erstarrte zu Stein. Noch heute kann man ihn oben am Berg sehen – im Fels. Peter paddelt mit uns an die Stelle, an der wir ihn am besten sehen können. Und der ganze Berg trägt nun seinen Namen – der 942 m hohe Vågakallen.

Ein Troll – erstarrt zu Stein – und ein Troll, der mit seiner Axt einen Berg teilt und so den berühmten Trollfjord auf den Lofoten erschafft – die Trolle und Norwegen gehören zusammen. Wir haben dank Peter – mit norwegischem Vater und spanischer Mutter – die Lofoten von einer ganz neuen Seite kennengelernt. Und auch viel über das Leben auf den Inseln gelernt. Der Tourismus führt – mit allen Schattenseiten – zu einem Aufschwung auf den Lofoten. Geschäftstüchtige Menschen wie Peter erweitern das Angebot. Denn Peter hat festgestellt, dass die Menschen auf die Lofoten kommen, um einen aktiven Urlaub zu erleben. Jedoch droht der Erfolg die Inseln und ihre Bewohner fast zu ersticken; vor allem im Juli werden die Lofoten regelrecht von Touristen überschwemmt. Und auch wir haben es dieses Mal so voll wie noch nie erlebt. Und dennoch unsere Ausflüge genossen – an den herrlichen Selfjorden , den Strand von Utakleiv, den Aufstieg auf den Berg Hoven, nach Henningsvaer und auf unseren Lieblings-Campingplatz Sandsletta.

Kiruna – der Umzug hat begonnen

Eines der spektakulärsten Projekte Skandinaviens beobachten wir alle paar Jahre in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens. Die größte Eisenerzgrube der Welt ist Fluch und Segen zugleich für die Stadt. Denn weil die Grube sich immer weiter unter die Stadt gräbt, muss das Stadtzentrum mit Rathaus, Kirche, Geschäften und tausenden Wohnungen umgesiedelt werden. Der neue Bahnhof ist bereits in Betrieb, der alte wird derzeit abgerissen. Auch der Umzug einiger historischer Holzhäuser wird vorbereitet und das neue Kulturhaus ist im neuen Stadtzentrum fast fertig gebaut. Spektakulär und ein großer Eingriff in das Leben der Menschen, Die Kosten für den Umzug trägt die Grubengesellschaft LKAB.

Herbstsommer in Laponia

Der Herbstsommer ist eingezogen. So nennen die Samen in Lappland den August. Sie teilen das Jahr in acht Jahreszeiten, die sich stark an der Natur orientieren. Dieses Jahr ist der Herbstsommer überraschend kühl.
Auf unserem Heimweg besuchen wir noch einmal mehrere Nationalparks im Gebiet der Samen und des Weltkulturerbes Laponia. Immer wieder beeindruckend ist der Nationalpark Abisko zwischen Narvik (Norwegen) und Kiruna (Schweden). Für mich gehört der Landweg von den Lofoten nordöstlich Richtung norwegisch-schwedischer Grenze, über Abisko nach Kiruna zu den spannendsten Strecken Skandinaviens.
Schließlich besuchen wir noch den abgelegenen und einsamen Nationalpark Stora Sjöfallet. Dort gibt es das Welterbe-Zentrum „Laponia“, das erst vor drei Jahren an einem abgelegenen Ort im Nationalpark eröffnet hat. Hier wird von den Samen und ihrem Lebensraum erzählt: „Es wird gesagt, dass man zu einem Stein sprechen soll, wenn es einem nicht gut geht. Rede – und der Stein wird Dir zuhören. Vertrau ihm. Er wird nicht urteilen, er wird nicht kritisieren. Finde Deinen eigenen Stein. Du wirst es spüren, wenn Du ihn gefunden hast.“