Ein Haus aus Müll in Tansania

Markus Heinsdorff möchte die Welt ein bisschen besser hinterlassen als er sie vorgefunden hat. Und er lässt nicht locker. Viele Jahre lang hat der Münchner Künstler das Projekt eines Hauses aus Plastikmüll geplant und jetzt im Januar 2023 konnte er es endlich in Tansania realisieren. Zwei Wochen lang hat er gemeinsam mit dem Münchner Architekten Benedikt Hartl auf dem Gelände des Arusha Technical College (ATC) mit angehenden Mechanikern und Studierenden der Hochschule das kleine Haus realisiert. Und ich konnte die beiden dabei begleiten.

Leere Plastikflaschen gehören in Tansania leider zum Landschaftsbild. Wer hier Wasser trinken will, der braucht sie, denn das Leitungswasser muss man abkochen, um es zu trinken. Die leeren Flaschen werden zu einem erheblichen Teil einfach in die Landschaft geworfen, Mülleimer sucht man in der Stadt Arusha vergebens. Plastikmüll ist eine Realität und Markus Heinsdorff versucht das Problem kreativ anzugehen. Warum, so dachte er sich schon bei früheren Projekten, setzt man die gereinigten Plastikflaschen nicht als Dämm- und Füllstoff am Bau ein. Damit löst man zwei Probleme auf einmal, denn die stark wachsende Bevölkerung in Afrika braucht dringend ein Dach über dem Kopf. Und zugleich wird das Müllproblem dadurch geringer. 

Tatenlos ist man in Tansania übrigens nicht: Plastiktüten sind dort zum Beispiel verboten. Schon vor der Landung mit dem Flugzeug wird man darauf hingewiesen, dass auf die Verwendung der Tüten Strafen stehen. und Schilder weisen darauf hin. Doch das größte Problem im Land sind die Plastikfalschen. Im Haus in Arusha sind viele Säcke voller Plastikflaschen verbaut. 

Und außerdem will Heinsdorff anregen, kreative Lösungen zu finden. Bei dem Projekt sollen beide Seiten voneinander lernen. Im College läuft das Projekt zweigleisig. Junge angehende Mechaniker lernen den Umgang mit Leichtmetall, das die beiden Münchner als Baumaterial für die Gabionen einsetzen. In sie werden die Plastikflaschen später eingefüllt. Zugleich wird in einem Seminar mit angehenden Ingenieuren der Einsatz von Plastikmüll als Wertstoff diskutiert. Noch erzeugt jeder Tansanier weniger als die Hälfte Plastikmüll als wir Deutschen oder gar die Amerikaner. Doch es gilt diesen Trend zu stoppen und ein Bewusstsein für das Umweltproblem zu schaffen – deshalb hat Heinsdorff die Häuser aus Müll erfunden.

Vor Ort im College begegnen Hartl und Heinsdorff viele Probleme. Sie müssen die Mitarbeitenden des ATC und die Lernenden von ihren technischen Lösungen überzeugen und immer wieder aufs Tempo drücken, mit Einheimischen Baumaterial und Werkzeug in der florierenden 400.000-Einwohner-Stadt Arusha besorgen. Die beiden Münchner kennen die Schwierigkeiten, denn sie haben beide viel Erfahrung mit Projekten in Afrika. Architekt Hartl hat einst ein Semester in Daressalam in Tansania studiert. 

Markus und sein Projektpartner Haymale vom ATC wünschen sich, dass das Projekt viele Nachahmer findet und die Studierenden inspiriert, das Müllproblem kreativ anzupacken. Es geht ihm auch darum den Verbrauch von Erdöl für die Plastikproduktion zu verringern. 

Auf dem Gelände des Arusha Technical College steht jetzt ein Prototyp des neuen Hauses aus Plastikmüll. Dank der Hartnäckigkeit von Markus Heinsdorff, der mit einem weiteren internationalen Projekt überzeugt. 

Und ein Kleines Detail zeigt noch die große Zuneigung von Markus Heinsdorff und Benedikt Hartl zu Afrika: obwohl sie bis in die Nacht vor der Eröffnung hart an der Fertigstellung arbeiteten, fanden sie noch die Zeit auf den Märkten von Arusha nach Stoffen der Massei zu suchen, die sie von einer Schneiderin zu Vorhängen für das Haus aus Plastik haben nähen lassen. 

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Mein Vorbericht zum Projekt aus der BR Abendschau.

Ein bild-schöner Jahresrückblick 2022

Abwechslungsreich – das war das Jahr 2022 für die bild-schön medienproduktion. Unsere Heimatregion rund um Neuburg an der Donau rückte dabei in den Mittelpunkt. Die aufwendigste Produktion war der Imagefilm zum 50. Jubiläum des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen. Aus dem Pressetext: “Der Landkreis hat seinen neuen Imagefilm beim Neuburger Filmemacher Axel Mölkner-Kappl in Auftrag gegeben. In dem vierminütigen Film nimmt der Fernsehjournalist die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine Reise durch den abwechslungsreichen Landkreis. So sind darin viele Dörfer und Städte des Landkreises ebenso zu sehen wie das Donaumoos oder die Donauauen beim Schloss Grünau und bei Bertholdsheim. Die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises kann man am Arbeitsplatz, bei kulturellen Veranstaltungen im Birdland Jazz Club, beim Neuburger Schlossfest, im Haus im Moos, bei einer Feuerwehrübung oder in den Bildungseinrichtungen am Campus, im Förderzentrum oder der Paul-Winter-Schule erleben. Auch der Schrobenhausener Spargel, das Landratsamt oder Ausflugsziele wie das Urdonautal dürfen in dem Film nicht fehlen.” 

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Und noch ein Film zu den Landschaften des Landkreises.

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Eine Landschaft aus unserem Landkreis – das Donaumoos – und die Debatte ob Photovoltaik-Anlagen zum Moorschutz dienen, hat es sogar in die Tagesthemen geschafft. Außerdem noch mein vertiefter Blog-Beitrag zum Thema.

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Journalistisch-kritisch begleite ich die Entwicklung der großen Verkehrsprojekte in unserer Region: der Ausbau der B16 zwischen Manching und Neuburg, das geplante DHL-Paketzentrum im Landschaftsschutzgebiet bei Weichering und die Auswirkungen auf die Verkehrsentwicklung sowieso die geplante Ostumgehung mit zweiter Donaubrücke durch ein FFH-Schutzgebiet in Neuburg an der Donau. Sollten die Projekte realisiert werden, wird sich die Region dramatisch verändern. Natur, Umwelt, Klimaschutz und Verkehrswende werden bei diesen Projekten aus meiner Sicht übergangen. Trotz dramatischer Klimakrise und Artensterben werden Trassenverläufe durch strenge Schutzgebiete geplant. Alternativen wie der Ausbau des Radverkehrs und des Öffentlichen Nahverkehrs werden völlig vernachlässigt. 

In der BR Abendschau fand unsere Region großes Interesse – seit Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine rückte das Taktische Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg mit seinen Übungen im Pazifischen Raum und der Überwachung der NATO-Außengrenzen in Rumänien in den Blickpunkt. Eine Auswahl der Beiträge in meiner YouTube-Playlist

Es wurde oft gesagt, aber leider ist es wahr: der 24. Februar 2022 hat die Welt verändert, weil Wladimir Putin grundlos und brutal gegen das Nachbarland Ukraine Krieg führt. Ein Besuch 2010 in Odessa am Schwarzen Meer und die Freundlichkeit der Menschen bleibt mir unvergessen. Ebenso auch meine fünf Reisen in Erlangens russische Partnerstadt Wladimir. Meine Ukraine-Playlist u.a. mit einem Besuch bei Theo Waigel und mit seinen Erinnerungen. Außerdem konnte ich Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bei seinem kurzfristigen Besuch an der ungarisch-ukrainischen Grenze begleiten. 

Vor allem waren es die menschlichen Begegnungen, die mich in diesem Jahr begeisterten. Bei der Ausstellungsreihe “unendlich still” des Kunstreferats der Evangelischen Landeskirche auf sechs evangelischen Friedhöfen in Bayern traf ich altbekannte und lernte neue Künstler kennen. Eine tolle Kunstaktion.

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Unter den vielen Begegnungen möchte ich eine herausheben: Ceren Oran, Tänzerin und Choreografin aus München. 1984 in Istanbul geboren, kam sie über Salzburg nach München, wo sie die Tanzszene stärkt und bereichert. So die Begründung der Stadt München, die ihr in diesem Jahr den Förderpreis Tanz zuerkannt hat. Ein kleiner Überblick über ihre Arbeit in einem Beitrag aus der BR Abendschau im August 2022. 

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Ich empfehle meinen YouTube-Kanal mit weiteren Filmen, u.a. dem auch für mich ungewöhnlichen Imagefilm für den Hospziverein Neuburg-Schrobenhausen für weitere Entdeckungen. Oder das Lucia-Konzert des Schwedischen Chores München

Auch 2023 verspricht spannend zu werden. Die Schwerpunkte der nächsten Monate: ich entdecke bei einer abwechslungsreichen Filmreise im Januar Tansania! Im Februar und März dreht sich alles um die Wahl der oder des nächsten Landesbischöfin/Landesbischofs der Evangelischen Landeskirche in Bayern. Und der Frühsommer bringt mich für ein Filmprojekt in die alte Heimat – die Fränkische Schweiz.

Ein Lichtblick: die Lichtkünstlerin Inge Dick

“Das Licht ist unfassbar”, sagt Inge Dick. Und doch gelingt es der Malerin und Fotografin das Licht “einzufangen”. Und wer sich mit ihrem Werk beschäftigt, der versteht mehr vom Licht, seiner Kraft und vor allem von seiner unendlichen Farbenvielfalt.

Auch mich beschäftigt das Licht und seine Wirkung in meinen Fotografien und Filmen immer stärker. Licht ist ein großes Stilmittel, wenn man es mutig einsetzt.  Und Mut hat Inge Dick in ihrem Leben besessen. Jetzt ist sie 80 Jahre alt, hat den Österreichischen Kunstpreis für Künstlerische Fotografie bekommen. Unermüdlich ist sie kreativ und setzt neue Ideen um. Ich hatte das große Glück und die Freude sie dank des Ingolstädter Museums für Konkrete Kunst (MKK) in ihrer Heimat am Mondsee in Österreich besuchen und für die Ausstellung “raum licht zeit” filmisch zu porträtieren. 

Ohne Licht gäbe es kein Leben”, sagt Inge Dick. Ohne Licht hätten wir keine Nahrung, es wächst nichts ohne Licht, die ganze Buntheit würde fehlen: “Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen.” Von Inge Dick kann man viel über das Licht lernen. In ihrem Werk, das jetzt in Ingolstadt gezeigt wird, hat sie das Licht in seine einzelnen Farben zerlegt. Und dabei macht sie das Unsichtbare sichtbar. Faszinierend!

Mit ihrem “Jahreslichtprojekt” ist sie jetzt im Museum für Konkrete Kunst und Design (MKK) in Ingolstadt zu sehen (bis 5. Dezember 2021). Das Projekt ist so einfach wie genial und vorläufiger Höhepunkt einer jahrzehntelangen Entwicklung von Inge Dick. Sie hat in einem puren weißen Raum eine weiße Fläche über mehrere Tage mit einer festen Blende und einem festen Weißabgleich gefilmt. Und das jeweils in den vier Jahreszeiten. Sie selbst war völlig begeistert, wie gewaltig das Farbenspektrum unseres Lichts ist. Das hat sie festgehalten und dabei hunderte unterschiedlicher Farben als “Stills”, also als Standbilder erhalten. Und aus diesen hat sie Farben ausgewählt und künstlerisch in unterschiedlichste Bilder umgesetzt:  herbst licht weiss, sommer licht weiss, winter licht weiss, frühling licht weiss heißen die Arbeiten, die in Ingolstadt in vielfältigen Formen zu sehen sind. 

Für Simone Schimpf, langjährige Direktorin des MKK, ist das Faszinierende an Inge Dicks Arbeiten, dass sie etwas sichtbar machen, was wir mit unserem Auge nicht wahrnehmen können. Wir spüren zwar wie sich das Licht verändert, sagt sie, aber wir werden die einzelnen Farbtöne, die Inge Dick zeigt, nie genau beschreiben können. “Das ist immer wieder unglaublich überraschend, wenn ich davor stehe. Das soll eine weiße Wand sein, die abgefilmt worden ist und hat diese Farbigkeit. Das Verrückte ist, dass alle Farben dabei sind außer Weiß und Schwarz. Es berührt uns so tief, weil wir hier Licht ganz anders erleben.” Das MKK, das Simone Schimpf nach dieser Ausstellung verlässt, weil sie in Nürnberg Direktorin des Neuen Museums geworden ist, ehrt Inge Dick: sie gehört dauerhaft zu den Künstlerinnen der Stiftung des MKK – eines ihrer Werke wurde für die Ingolstädter Sammlung angekauft. 

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Der Film zur Ingolstädter Ausstellung.

Zuhause ist Inge Dick am Mondsee in Österreich. In einem alten Bauernhaus hat sie dort, wo einst das Heu gelagert wurde, ein lichtdurchflutetes Atelier mit Blick über den Mondsee. Es ist nicht der See und die gegenüberliegende Drachenwand, die ihre Arbeiten bestimmen, es sind die Lichtstimmungen, die dort herrschen. “Woanders würden die Arbeiten anders werden”, sagt Inge Dick.

Ihre Leidenschaft für die Kunst hat Inge Dick schon sehr früh erkannt. Ihre Mutter war Graphikerin und Malerin. Und Inge hat ihr zugesehen und hat sich gedacht, ich möchte auch Malerin werden. Der Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen. Inge Dicks Mutter stirbt als sie zehn Jahre alt ist. Ein abwechslungsreicher Lebenslauf, mit nur zwei Semestern auf der Akademie in Wien, weil dann ihre beiden Kinder geboren werden. “Ich bin überzeugt, dass man einen Schutzengel hat”, sagt Inge Dick. Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann kommt sie schließlich mit ihrem zweiten Mann Rolf an den Mondsee, wo sie bis heute den Bauernhof seiner Familie bewohnen. Die Landwirtschaft haben sie mittlerweile auf die Zucht von Isländer-Pferden umgestellt. In Österreich hat sie auch sakrale Kunst für Kirchen oder einen Meditationsraum in Salzburg geschaffen.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich Inge Dick bei einem zweitägigen Besuch bei ihr am Mondsee und beim Aufbau der Ausstellung in Ingolstadt kennenlernen durfte. Meinen Blick auf das Licht und die Farben und die Zeit hat sie geschärft. Und dann gab es noch einen kleinen persönlichen Höhepunkt. Inge Dick hat uns in Neuburg an der Donau besucht – nun ist unsere Pizza zur Kunst erhoben!

Das Herzensprojekt “7 Kapellen”

Aus Holz müssen sie sein und ein Kreuz müssen sie haben. Mit diesen beiden schlichten Vorgaben beflügelte die Siegfried-und-Elfriede-Denzel-Stiftung die Phantasie von sieben renommierten Architekten. Herausgekommen ist das Projekt “7 Kapellen” mit außergewöhnlichen und zum Teil spektakulären Kirchenbauten. Auch die besonderen Standorte in der Natur gehören zum Erfolgsrezept. Entstanden sind sie im Landkreis Dillingen an der Donau, ganz im Westen von Bayern, nicht gerade der Nabel der Welt. Und dennoch gelang es den Initiatoren Architekten wie den Briten John Pawson und den Deutschen Volker Staab ins Boot zu holen. Wer sich für Architektur interessiert und für kontemplative ruhige Orte, der sollte die “7 Kapellen” besuchen.

Von 2018 bis 2020 wurde nach passenden Standorten in der freien Landschaft im weitläufigen und dünn besiedelten schwäbischen Landkreis Dillingen gesucht. Es wurde geplant, konstruiert, gefertigt, aufgebaut und geweiht. Ein Projekt, das unter einem guten Stern stand. Ein Projekt mit ganz viel Segen! 
















Wetterlage, Tageszeit und Lichtstimmung

Für viele Beteiligte war es ein “Herzensprojekt”, wie Alexander Gumpp vom Holzbauunternehmen Gumpp & Maier aus Binswangen es nennt. Seine Firma hat die Entwürfe der Architekten umgesetzt und gebaut. Für Projektleiter Alfred Bühler von Gumpp & Maier, den schwäbischen Bezirksheimatpflegern (bis 2020) Peter Fassl, von dem die Idee stammt, und für Stifterpersönlichkeit Siegfried Denzel (89) ist es ein “Herzensprojekt” geworden. Er wollte nach einem erfolgreichen Leben als Unternehmer mit seiner Frau Elfriede etwas Bleibendes schaffen. Nahm zunächst eine Million Euro in die Hand – die am Ende für das Projekt nicht gereicht haben – und überzeugte mit seinen Mitstreitern Architekten Kapellen zu entwerfen. Für viele von ihnen war es die erste Kapelle in ihrem Leben. 

Ich bin im Sommer 2019 auf das Projekt gestoßen und habe seitdem den Bau von vier der sieben Kapellen umfangreich mit der Kamera und dem Herzen begleiten können. Denn auch für mich ist es ein Projekt mit viel Leidenschaft geworden. Jeder Besuch bei einer der Kapellen ist etwas Besonderes. Und ich freue mich darauf, sie immer wieder in Ruhe zu sehen, wahrzunehmen, zu ganz unterschiedlichen Tageszeiten, Wetterlagen und Lichtstimmungen. Denn genau das ist der Reiz der “7 Kapellen”. Diese Orte zum Innehalten, Nachdenken und Beten ganz unterschiedlich zu erleben. Da sie immer geöffnet und schlicht gehalten sind, kann man den Ort immer wieder anders erleben. Und: es sind nicht nur Orte für Christen. Jeder kann sie besuchen, ob er glaubt oder nicht und egal welcher Konfession oder Weltanschauung er angehört. Ganz bewußt wurde – bis auf das Kreuz – auf große religiöse Symbolik verzichtet. Das Holz und die Konstruktion spricht für sich.

Kapelle Oberthürheim von Christoph Mäckler

Kurz vor Weihnachten 2020 wurde als letzte die Kapelle bei Oberthürheim fertiggestellt. Entworfen hat sie der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler. Er orientierte sich als einziger Architekt an der Form einer klassischen Kirche. Durch den Baustoff Holz, das Kreuz und rund 170 kleine, zehn mal zehn Zentimeter großen Fenster, ist wieder eine außergewöhnliche, keineswegs klassische Kapelle entstanden. Sie steht am Rande des Donauried, einer weitläufigen landwirtschaftlich geprägten Flusslandschaft im Landkreis Dillingen.


Standort der Kapelle Oberthürheim
































Beitrag aus der Abendschau im BR Fernsehen im Dezember 2020.

https://youtu.be/KhtJWhudcGs

Kapelle Ludwigschwaige von Alen Jasarevic

An betende Hände hat Architekt Alen Jasarevic gedacht, als er die Kapelle an der Ludwigschwaige bei Buttenwiesen entworfen hat. Ein spitz aufragender beeindruckender Bau inmitten freier Natur an einem Waldrand erwartet die Besucher. Ganz besonders auch der Innenraum. Bildhauer Josef Zankl hat mit einem Schnitzeisen geschätzte zwei Millionen Kerben in das weiche Holz der Weißtanne geschnitzt. Und je nach Sonnenstand verändert sich die Stimmung in der Kapelle. Das Licht kommt von einer Öffnung am oberen Ende der Kapelle – in der Öffnung findet sich auch das Kreuz. Für viele Besucher eine der gelungensten der 7 Kapellen.


Links zur Kapelle Ludwigschwaige
































Kapelle Oberbechingen von Frank Lattke

Einen der schönsten Innenräume hat die Kapelle von Architekt Frank Lattke bei Oberbechingen ganz im Westen von Bayern. Das Kreuz im Inneren wird nur durch schmale seitliche Glasfenster beleuchtet. Und von Außen wirkt vor allem die Tatsache,  dass der Architekt mit einem besonderen Dachfirst über der Diagonalen spielt.  Die Kapelle liegt am Rande des Naturschutzgebietes Dattenhauser Ried. 


Link zur Kapelle Oberbechingen
























Ein Ausflugstipp von www.bayern-evangelisch.de (Evangelische Landeskirche in Bayern) von Juli 2020.

https://youtu.be/f7RLpk7wKkY

Kapelle Unterliezheim von John Pawson

Schlicht und spektakulär ist die Kapelle bei Unterliezheim, entworfen vom berühmten britischen Architekten John Pawson. Er hatte bereits die Moritzkirche in Augsburg umfangreich renoviert und so konnte der Augsburger Dekan Helmut Haug den Kontakt zu John Pawson herstellten. Bei seiner Kapelle hat er sich an einem großen Holzstoß orientiert. Und so vermutet man beim Blick aus der Ferne einen Holzstapel am Waldrand. Für die Kapelle wurden 40 Douglasien jeweils mit einer Länge von 12,5 Metern verarbeitet. Für mich einer der Höhepunkte unter den 7 Kapellen.


Link zur Kapelle Unterliezheim
























Ein Ausflugstipp für RTL/TV Bayern im August 2020 mit spannenden Interviews mit Dekan Helmut Haug aus Augsburg und Landwirt Franz Mayer von der Ludwigschwaige.

https://youtu.be/LS_awRr6O1I

Kapelle Kesselostheim von Staab Architekten

Zeitgenössische, moderne Architektur in Holz – so wie man sie im schwäbischen Kesseltal garantiert nicht erwartet. Entworfen wurde die Kapelle bei Kesselostheim vom berühmten Architekten Volker Staab und seinem Team in Berlin. Auch für ihn, von dem unter anderem das neue Museum in Nürnberg oder die Synagoge in Regensburg stammen, ein außergewöhnliches Projekt. Zum ersten Mal in seinem Berufsleben, so Volker Staab bei der Einweihung, durfte er den Standort selber aussuchen. 33 Tonnen Holz und zwei Tonnen Stahl wurden für den 14 Meter hohen Turm verwendet. Wer im Inneren steht und nach oben sieht, erblickt das Kreuz am Himmel. Eine Kapelle vor allem für schönes Wetter, denn bei Wind und Regen ist es im Inneren eher ungemütlich.


Link zur Kapelle Kesselostheim
























Beitrag aus der Abendschau im BR Fernsehen im September 2020.

https://youtu.be/sgmS74DxNoc

Kapelle Emersacker von Wilhelm Huber

Bei Emersacker steht die Kapelle von Architekt Wilhelm Huber. Sie entfaltet ihre Wirkung vor allem durch drei blaue Glasfenster ganz oben in der Kapelle. Durch sie fällt starkes blaues Licht auf das Kreuz und die Besucher und taucht die Kapelle in eine ganz besondere Stimmung.


Link zur Kapelle Emersacker












Kapelle Gundelfingen von Hans Engel

Als erste Kapelle wurde 2018 die von Hans Engel bei Gundelfingen fertig gestellt. Sie steht nahe dem Kernkraftwerk Gundremmingen und lädt mit Sprüchen von Philosophen und Weltreligionen zum Nachdenken ein – auch wegen der Nachbarschaft zum Atommeiler. “Alles was gegen die Natur ist, hat keinen Bestand”, wird hier Charles Darwin zitiert. 


Links zur Kapelle Gundelfingen












Beitrag aus der Abendschau im BR Fernsehen im Septemter 2019.

https://youtu.be/2znm0AIPWKI

7 Kapellen – offizielle Website