Ein Traumtag, dieser Freitag, der 11. März. Ich verlasse am frühen Morgen Tromsø und fahre nordwärts gut 500 Kilometer über Alta bis Hammerfest, an den so genannten Lyngenalpen entlang und später über die Finnmarksvidda. Die Sonne geht hier übrigens früher auf als zuhause, denn – obwohl das auf der Karte gar nicht so aussieht – sind wir hier viel weiter im Osten – auf dem Längengrad von Athen.
Tromsø – Eismeerkathedrale am Morgen
Ein herrlicher Tag bricht an.
Die Lyngenalpen …
… ein Gebirgszug …
… des Skandinavischen Gebirges.
Laut Wetterbericht der schönste Tag der Woche. Während zuhause der Frühling naht, präsentiert sich 3500 Kilometer nördlich der Heimat ein perfekter Wintertag. Entlang der Küste Minusgrade im einstelligen Bereich – angenehm. Auf der Finnmarksvidda, dem größten norwegischen Hochplateau sind es auch mal -14 Grad Celsius. Eine trockene Kälte, die gut auszuhalten ist.
Unendliche Straßen über die Finnmarksvidda!
Ein „Eisbrecher“ bricht einen Fjord auf …
Entlang der Straßen …
… immer wieder …
herrliche Eisformationen.
Doppelte Gefahr – wer genau hinschaut – es wird scharf geschossen.
Von den anderen Abenteuern wie dem Besuch beim Finnmarkslopet, einem arktischen Schlittenhunderennen über 1000 Kilometer und den Besuch in der nördlichsten Stadt der Welt und der nördlichsten katholischen Kirche der Welt gibt es bald mehr.
Hier hat der Wetterbericht leider recht behalten und es hat am Samstag zu regnen begonnen – unberechenbar berechenbar … der Norden eben …
Es ist spät geworden, der Flieger hatte Verspätung, aber es hat sich gelohnt. Die Nordlicht- und die Wettervorhersage waren richtig und schon am ersten Abend haben mich in Tromsø tolle Nordlichter am Himmel über der Stadt begrüßt. Faszinierend – so richtig schön werden sie erst bei längerer Belichtung.
In den nächsten Wochen erwarten uns und unsere Leser und Follower große Abenteuer: der Winter im hohen Norden. Nach vielen Reisen nach Lappland, zum Nordkapp, auf die Lofoten und die Vesteralen im Sommer und Herbst machen wir nun eine große Winterreise.
Weite und eisige Schneelandschaften, Schnee satt, schneebedeckte Straßen, Kälte und hoffentlich das Polarlicht erwarten uns. Die Reise hat drei Teile: Zunächst geht es von Tromsø aus Richtung Norden. In Alta findet mit dem Finnmarksløpet eines der spannendsten Hundeschlittenrennen der Welt statt. Wir werden dabei sein, wenn die Huskys und die Musher vom 1000 Kilometer-Rennen (von Alta bis nach Kirkenes an der russischen Grenze)hoffentlich ins Ziel kommen. http://finnmarkslopet.no/front.jsp?lang=de
Danach geht es weiter nach Hammerfest, der nördlichsten Stadt Norwegens. Wir begleiten den katholischen Priester Pater Antonius aus Bayern bei der Fahrt nach Honnigsvåg nahe dem Nordkapp, wo er eine Messe feiert. Nach einem Besuch am Nordende Europas – um zum Nordkapp zu gelangen, kann man täglich um 11 Uhr hinter dem Schneepflug herfahren – geht es wieder südwärts durch die Finnmark, das Gebiet der Samen. In Tromsø werden wir Bischof Berislav bei seiner Arbeit begleiten. https://bild-schoen-medien.de/besuch-bei-guten-bekannten
Im zweiten Teil der Reise werden wir in der Region von Arjeplog/Avidsjaur in Nordschweden selber mit dem Hundeschlitten fahren, Schneeskooter ausprobieren und Schneeschuh wandern.
Schließlich führt uns der dritte Teil unserer Reise auf die winterlichen Lofoten, zurück nach Schweden nach Riksgränsen, ins Nationalparkzentrum Abisko und zum Icehotel in Jukkasjärvi.
Knapp fünf Wochen unterwegs, etwa 7500 km zu Land, 1000 km zur See. Viele Erlebnisse, beeindruckende Natur in Norwegen und Schweden. Länder, die viele nur von der Landkarte und wegen der Klischees kennen: weit, kalt, teuer und viele Mücken! Ein paar abschließende Beobachtungen.
Das Licht und die Sonne sind und bleiben die eindrücklichsten Erlebnisse im Norden. Anfang August zum Beginn unserer Reise ist die Mitternachtssonne gerade zu Ende, dass heißt die Zeit, in der die Sonne jenseits des Polarkreises 24 Stunden am Tag scheint und nicht untergeht. Doch hell ist es Anfang August trotzdem noch rund um die Uhr im hohen Norden. Doch das ändert sich im Laufe von zwei Wochen rapide. Die Tage werden rasant kürzer. Und am Ende geht die Sonne in Lappland schon gegen 21 Uhr unter und um 23 Uhr ist es tatsächlich dunkel. Mit der Reise nach Süden Richtung Stockholm geht der Sonne natürlich noch früher unter. Wenn man dann allerdings weiter in Richtung Deutschland fährt, werden die Tage wieder länger. Wir überholen den Norden in Sachen Helligkeit schon wieder, denn dort werden die Herbst- und Wintertage ja deutlich kürzer als bei uns. Bisschen kompliziert aber faszinierend.
Unsere Abende am Atlantik. Sonnenuntergang gegen 22 Uhr.
Die Klischees: weit – ja im Norden legt man weite Strecken zurück, aber deutlich entspannter als in Deutschland, da die Straßen ja so leer sind und man zum Beispiel in Norwegen oft nur 80 oder 90 km/h fahren darf.
Kalt – ja natürlich, das ist ja ein Grund warum wir gerne in den Norden fahren. 35 Grad sind nicht unser Ding. Aber wir hatten herrliche Tage mit über 25 Grad, was will man mehr. Im Norden ist alles möglich.
Teuer – ja in Norwegen. Die Preisgestaltung ist oft nicht nachvollziehbar. Aber man richtet seine Urlaube darauf ein. Essen gehen und schlemmen wie in Italien, das geht in Norwegen nicht und das vermisst man dort auch nicht. Enorm ist mittlerweile das Preisgefälle von Norwegen nach Schweden. Seit dem EU-Beitritt Schwedens ist das Land deutlich günstiger geworden und viele Lebensmittel kosten dort ähnlich viel wie bei uns.
Zeit – Die Norweger nehmen sich mehr Zeit und sind entspannt! Das bemerkt man nicht nur beim Autofahren. Wir haben es bei Burger King in Tromsø gesehen: ca. zehn Kunden bevölkern den Raum vor dem Tresen, stehen locker herum oder sitzen. Nur zwei Kunden stehen an. Gleichzeitig ist der Tresen übersät mit Tabletts, auf denen Belege und leere Trinkbecher stehen. Fünf Mitarbeiter laufen herum, gucken auf die Zettel, laufen weg, holen etwas, verschwinden zur Zubereitung für längere Zeit. Chaos!
Mancher Beleg wird zehnmal angesehen bis endlich ein Produkt auf dem Tablett landet. Bis die Kunden aufgerufen werden, die locker im Raum umherstehen, sind viele Mahlzeiten längst schon wieder kalt! Doch das Erstaunlichste neben der Tatsache, dass keiner der Mitarbeiter auf die Idee kommt die Arbeit irgendwie abzustimmen, ist, dass die Kunden ruhig und geduldig bleiben. Keiner regt sich auf. Wir sind ca. 30 Minuten in der Filiale bis wir endlich unsere schlichte Bestellung aufgeben können. Bis wir die Ware haben, vergehen weitere zehn Minuten. In Deutschland undenkbar. In Norwegen kann man Geduld lernen.
Die Natur, das Licht und der Umgang mit der Zeit – das fasziniert an Skandinavien!
Der Norweger ist pragmatisch: wenn nichts wächst, dann wird das Gewächshaus eben anders genutzt – gesehen in Troms
Damit der Postbote es nicht so weit hat, werden die Briefkästen in vielen Orten gemeinsam aufgehängt.