Wunderbare Vesterålen

Die Lofoten sind in aller Munde. Doch nördlich liegt die Inselgruppe der Vesterålen, die zwar auch kein Geheimtipp mehr sind, aber noch viel ursprünglicher und einsamer. Unsere Reise führt uns zum wiederholten Mal dorthin und wir sind wieder begeistert. Das Wetter wechselt nun auf ein stabiles Hoch und wir gondeln einige Tage über die drei Inseln, die mit Brücken verbunden sind und viel Natur und tolle Buchten bieten. Noch ist es auch fast rund um die Uhr hell, der Sommer verabschiedet sich erst langsam. Besonders beeindrucken uns zwei Abende auf der Insel Langøya, die wir an der Küste zwischen Myre und Nyksund verbringen. Herrlicher Blick gen Westen auf die untergehende Sonne, eine eigene Feuerstelle und ein ruhiger Stellplatz in der freien Natur. So stellt man sich Norwegen vor.

Nyksund ist ein ehemaliges Fischerdorf, das mehrere Male verlassen wurde, weil die Fischer dort keine Zukunft mehr sahen. Mittlerweile ist es von einer bunten alternativen Truppe, auch von einigen Deutschen wieder hergerichtet worden und im Sommer voller Leben. Nyksund und der Ort Stø werden vom „Königinnenweg“ verbunden. Wir wandern von Stø aus einen Nachmittag lang auf dem Weg entlang der Nordküste vorbei an Sandstränden und einsamen Buchten mit viel Treibgut vom Atlantik.

Die Vesterålen sind einen Besuch wert. Und dennoch führt kein Weg an den Lofoten vorbei, die auf jeden Fall die schöneren Fischerdörfer haben. Aber natürlich auch mehr Touristen. Wir erreichen die Lofoten am 17. August und die Hauptsaison klingt langsam aus.

Überraschungen

Der Tag unserer Walsafari beginnt mit einer heftigen Überraschung. Wir haben mithilfe von zwei Fähren Andøya erreicht, die nördlichste Insel der „Vesterålen“. Und wir haben den Campingplatz von Stave ausgewählt, den wir schon von unseren früheren Reisen kennen und der an einem wunderbaren Sandstrand am Atlantik liegt. Morgens bei einem Ausflug über den Strand steigt mir plötzlich ein beißender Geruch in die Nase! Und dann das Erschrecken: was ich für einen großen Stein hielt, ist ein toter männlicher Pottwal, der am Strand verwest. Doch damit nicht genug der Überraschung: wenige Minuten später rückt ein Baggerfahrer samt Bagger an, der die Aufgabe hat, dem Tier ein Grab zu schaufeln. Keine einfache Aufgabe, denn ein toter Wal ist viele Tonnen schwer und das Grab muss oberhalb des Strandes an einer Wiese gegraben werden. Die Einzelheiten erspare ich Euch.

Mittags haben wir dann die Walsafari in Andenes gebucht. Die hat uns hier vor sechs Jahren sehr beeindruckt. Damals hatten wir tolles Wetter und eine glatte See, dieses Mal soll sich das Wetter zwar noch bessern, aber bei der Abfahrt ist es bedeckt und der Atlantik unruhig. Und so bleibt es auch bei der gesamten fast fünfstündigen Fahrt – viele Tüten für die „Reisekrankheit“ werden gebraucht. Und offensichtlich ist auch den Pottwalen das Meer heute zu ungemütlich. Wir bekommen nur zwei Wale zu sehen und sind doch etwas enttäuscht. Denn eigentlich ist die Gegend ideal für die Walbeobachtung: der Bleik-Canyon, ein mehr als 1000 Meter tiefer unterseeischer Graben, reicht hier nahe an den Europäischen Kontinent heran. Geschätzte 70 bis 120 Pottwale leben hier im Sommer und verbringen ihre Tage in dem immer gleichen Rhythmus: tauchen, fressen, auftauchen, Luft holen, tauchen … Mithilfe von Unterwassermikrofonen werden sie ausfindig gemacht, denn die Wale senden ein Sonar aus, mit dem sie sich orientieren und ihre Beute finden. Die zwei Walbegegnungen sind spannend und einmal bekommen wir beim Abtauchen auch die Fluke zu sehen. Erinnerungen an unsere Walsafari 2009: http://bild-schoen.eu/Norden_2009/Wale.html

Erst am Tag nach der Walsafari ändert sich das Wetter und das angekündigte Hoch setzt sich durch. Wir haben dann noch ein überraschend schönes Erlebnis in der Tierwelt der Vesterålen. In Stø auf der Insel Langøya machen wir eine wesentlich einfachere Vogel- und Seehundsafari mit großem Erfolg. Auf und um die Insel des Leuchtturms von Stø herum leben hunderte Tiere. Wir sehen aus nächster Nähe Seeadler, unzählige Möwen und die Jungtiere in den Nestern, Kormorane, Papageientaucher, Trottellummen und schließlich noch eine ganze Kolonie von Seehunden. Ein tolles Erlebnis.

 

 

 

Bei Bischof Berislav in Tromsø

Ein Besuch bei einem alten Bekannten

Tromsö und der katholische Bischof Berislav – für mich gehört das längst zusammen und beide schätze ich sehr. Seit 2009 ist der gebürtige Kroate Berislav Grgic Bischof der nördlichsten katholischen Diözese der Welt, der Prälatur Tromsö. Und seit 2009 besuche ich ihn hier nun zum dritten Mal; und einmal habe ich ihn zwischenzeitlich in Rom durch Zufall auf dem Petersplatz getroffen. Kennengelernt habe ich ihn kurz vor der Abreise nach Tromsö in Bayern. Denn er leitete zwei Jahre lang den Pfarrverband Deisenhofen-Oberhaching in der Erzdiözese München-Freising.

Bischof Berislav und seine weitläufige Diözese Tromsö.
Bischof Berislav und seine weitläufige Diözese Tromsö.

So freue ich mich, dass es auch dieses Mal mit einem Besuch bei „meinem“ Bischof Berislav klappt. Kein Bischof sonst nimmt sich zwei Stunden Zeit für ein ausführliches Gespräch. Es ist spannend und interessiert mich sehr, wie sich die nördlichste Diözese der Welt seit seiner Ankunft vor sechs Jahren entwickelt hat.

Die Flüchtlingsströme der Welt lassen die Zahl seiner Schäfchen stetig wachsen. Als er antrat, waren es etwas mehr als 2000, jetzt sind es über 6000. Freilich sind das für die riesige Diözese, die von Moesjen im Süden bis Kirkenes an der russischen Grenze reicht, wenige Menschen. Aber katholisch zu sein, ist in Norwegen, wo die lutherische die Staatsreligion ist, immer noch eine Ausnahme. So gehören zum Beispiel zu seiner Pfarrei Tromsö Menschen aus 100 Nationen.

Elf Priester und der Bischof kümmern sich um die Seelsorge in dem riesigen Gebiet. Sie fahren und fliegen große Strecken, damit die Katholiken regelmäßig die heilige Messe feiern können. Der neue katholische Priester von Hammerfest, der gebürtige Bayer Pater Antonius Maria Sohler versorgt mit Hammerfest nicht nur die wachsende nördlichste Stadt der Welt sondern auch drei Orte rund um das Nordkapp. Dafür muss er an jedem Wochenende große Strecken zurücklegen. Eine unglaubliche Diözese: 6000 Katholiken, elf Priester, ein Bischof, einige Ordensschwestern u.a. im nördlichsten Karmelitinnen-Kloster der Welt, ein Gebiet 1500 Kilometer lang in der Ausdehnung.

Derzeit wird das Dach der katholischen Domkirche von Tromsö repariert – mit finanzieller Unterstützung u.a. durch das deutsche Bonifatiuswerk und die Erzdiözese München und Freising.
Derzeit wird das Dach der katholischen Domkirche von Tromsö repariert – mit finanzieller Unterstützung u.a. durch das deutsche Bonifatiuswerk und die Erzdiözese München und Freising.

Keine leichte Aufgabe für Bischof Berislav, dessen „Apparat“ in Tromsö aus ihm, einem Priester und seiner Haushälterin und Sekretärin Heidi, übrigens einer gebürtigen Fränkin aus Neustadt an der Aisch, besteht. Er ist Optimist und sieht einige günstige Entwicklungen. So zum Beispiel, dass der wachsende Arbeitskräfte-Bedarf im Norden dafür sorgt, dass viele Flüchtlinge nach ihrer Anerkennung auch dauerhaft hier bleiben. Diskutiert wird derzeit auch eine eigene Eisenbahnlinie bis nach Kirkenes an der russischen Grenze – das wäre eine große Chance für die Region. „Wir sind nicht das Ende der Welt und wir leben in einer der schönsten Regionen der Welt“, sagt mein Bischof und hat natürlich Recht. Ich hoffe, dass ich bald einmal eine Reportage über ihn und seine Diözese drehen kann.

Wir sind drei Tage in Tromsö, machen eine schöne Wanderung auf dem Hausberg von Tromsö, besuchen das Polaria-Aquarium, das Wissenschaftsmuseum und fahren dann weiter in Richtung der Inseln Senja und Vesteralen. Dort erwartet uns eine Walsafari.

Und hier ein Film über Bischof Berislav:

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Am Ziel

Der Polarkreis markiert eine merkwürdige Linie – ab hier geht im Sommer die Sonne nicht mehr unter. Und je weiter man in den Norden kommt, umso länger geht sie nicht unter. Von Stadt zu Stadt ist der Zeitraum unterschiedlich. Am Nordkapp zum Beispiel geht die Sonne vom 14. Mai bis 30. Juli 77 Tage lang nicht unter! Und auch jetzt Anfang August wird es hier nicht dunkel. Zwar geht die Sonne unter, aber es dämmert die Nacht hindurch.

Ich habe den Polarkreis im schwedischen Jokkmokk überschritten. Jetzt bin ich richtig im Norden angekommen. Seit meinen ersten Reisen hierher in den 90ern begeistert mich der hohe Norden. Und da schrecken mich auch noch so viele Hinweise auf die Kühle hier und den schönen heißen Sommer zuhause nicht! Doch den fernen Norden muss man erleben und spüren. Beim wandern im Fjell im Nationalpark, bei der Rast an einem der vielen Seen oder dem Meer, oder beim Bummel durch die Polarstadt Tromsö.

Seit ich zum ersten Mal die Zugstrecke Narvik-Kiruna gefahren bin, begeistert mich diese Region. Das muss man erlebt haben. Einmalige Natur, eine Zugstrecke durch das Gebirge. Und seit den 80er Jahren gibt es parallel auch eine Straße. Ich fahre sie bis zum Abisko Nationalpark. Dort gibt es ein großes Zentrum, Ausgangspunkt für tausende Wanderer, die den mehrtägigen Weg auf dem Kungsleden – dem Weg des Königs durch das Gebirge auf sich nehmen. Ich bin zwei Tage dort und mache Touren durch das Fjell, so heißt das Gebirge in Schweden. Wobei die Berge nicht so hoch sind wie in den Alpen. Doch die polare Lage macht das auch nicht nötig. Schon bei 700 Metern beginnt die Baumgrenze. Ich besuche den Berg Nuolja, gut 1000 Meter hoch und umwandere ihn. Trotz Seilbahn bin ich 20 Kilometer unterwegs und abends entsprechend erschöpft.

Zwei wunderbare Tage im Nationalpark und dann weiter in Richtung Tromsö, wo ich nun endlich meine Familie am Flughafen empfangen darf!