Was muss das für ein Gefühl für die Pilger der frühen Jahrhunderte gewesen sein? Wenn sie nach langen Pilgerwanderungen endlich das Kloster Mont St. Michel in der Meeresbucht des Atlantik vor sich liegen sahen?
Natürlich kein Vergleich zu der bequemen Anreise heute. Und dennoch beeindruckt uns das weltberühmte Kloster an der Grenze zwischen der Bretagne und der Normandie noch heute. Wir waren zum Sonnenuntergang und zum Sonnenaufgang in und um die Abtei im August 2022 unterwegs und haben tiefe Eindrücke bekommen. Daran möchten wir Euch Teil haben lassen!
Die Sonnenstrahlen zeigen die ganze Pracht
Mit Sonnenaufgang wird die ganze Pracht des “heiligen Berges” sichtbar. Die ersten Sonnenstrahlen treffen auf die Fenster der Fachwerkhäuser am Fuß von Mont St. Michel. Besonders beeindruckt bei der Ankunft über die Brücke der Blick auf die hohen dreigeschossigen Klosterbauten – La Merveille” – das Wunder. Sie sind Teil der großen architektonischen Kunst, tragen sie doch die Abteikirche und schmiegen sich eng an den Felsen, auf dem Mont St. Michel gründet. Jetzt ist es hier noch ruhig und beschaulich.
Die Räume
Der Gang durch die Abtei gleicht einem Labyrinth. Über mehrere Jahrhunderte haben Architekten und Bauleute in Mont St. Michel ihr Handwerk unter Beweis gestellt. Für die Mönche, die Pilger und auch für viele Könige, die die Abtei besuchten, entstanden unzählige Räume über drei Stockwerke. Bei einem Rundgang durch die Abtei – im Sommer in den Abendstunden mit deutlich weniger Besuchern und spannend beleuchtet – kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Es gibt einen Almosensaal für die einfachen Pilger, einen Gäste- und einen Rittersaal und das beeindruckende Repertorium, der ehemalige Speisesaal der Mönche.
Die Abteikirche
Sie ist die Krönung des Heiligen Berges – wenn man so will – die Abteikirche von Mont St. Michel. Die Kirche wurde vor mehr als 1000 Jahren auf der Spitze des Felsens 80 Meter über dem Meeresspiegel errichtet. Vor allem in den Morgenstunden – wenn die Sonne durch die Fenster im Ostchor in das Kirchenschiff fällt – entfaltet die Kirche ihre volle Wirkung. Stundenlang könnte man hier sitzen und dabei zusehen wie sich die Stimmung in der Kirche durch die wandernde Sonne verändert. Das Kloster ist dem Heiligen Michael geweiht und er strahlt ganz oben auf dem Kirchturm.
Die Insel
Alle sechs Stunden wird Mont St. Michel zu einer richtigen Insel. Denn dann umspülen die Fluten des Atlantik das Kloster, das auf einem Felsen errichtet wurde. Am Mont St. Michel herrschen starke Gezeiten, der Wasserstand schwankt um bis zu 13 Meter. Trockenen Fusses erreicht man das Kloster über eine Brücke. Nur an 40 Tagen im Jahr wird auch sie überspült. Beeindruckend: vom Klosterberg aus zu beobachten wie die Flut kommt. Das Wasser reicht dann an die Befestigungsmauer heran.
Der Kreuzgang
Tritt man aus der Abteikirche heraus, so kommt man direkt in den Kreuzgang, 1228 vollendet. Gegründet wurde das Kloster einst von Benediktinern, die hier im Gebet versunken ihre Runden drehten. Schmucklose schlanke Säulen tragen den Kreuzgang, der am Morgen eine besonders starke Wirkung entfaltet. In Richtung Westen blickt man durch eine große Öffnung auf die Bucht, über der am Abend die Sonne untergeht.
Grande Finale
Am späten Nachmittag haben viele Besucher die Insel verlassen und jetzt ist es ruhiger auf Mont St. Michel. Zugänglich ist sie weiterhin, nur die Klosterabtei schließt – je nach Jahreszeit zu unterschiedlichen Zeiten. Wenn man die Insel dann wieder verlässt – am besten zu Fuß – blickt man immer wieder zurück auf das faszinierende Bauwerk. Um die drei Millionen Menschen kommen jedes Jahr zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Zahl verwundert nicht, schließlich wollen alle das Wunder der Architektur bewundern.