Nördlicher geht’s nimmer

Ein Erlebnis jagt das andere – ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll zu erzählen. Seitdem ich vor drei Tagen in Norwegen angekommen bin, habe ich soviel erlebt – das reicht normalerweise für mehrere Wochen. Spannende Begegnungen, unter anderem mit einem jungen Abenteurer …

Zum Nordkapp

Der Wetterbericht verheißt für heute Sonntag, 13. März einen sonnigen Vormittag. Das ist außergewöhnlich, denn hier in Honnigsvåg und auf der Nordkapp-Insel ist das Wetter meistens ungemütlich. Aber davon werde ich auch noch etwas zu spüren bekommen …

3500 Kilometer entfernt von zuhause – und die letzten 30 Kilometer von Honnigsvåg zum Nordkapp sind bei Sonne, blauem Himmel und Temperaturen um die 3 Grad (plus) traumhaft. Man schlängelt sich an Fjorden entlang, fährt über Pässe, blickt auf die Muster, die die Schneepflüge kunstvoll in die Straßenränder gefräst haben. Ich frage mich, ob diese geradezu frühlingshaften Verhältnisse dem Klimawandel geschuldet sind?

Doch viele Schranken erinnern daran, dass hier im Winter oft gar nichts mehr geht und es hier auch ganz anders zugehen kann. Doch dieses Mal sind fast alle Schranken offen – bis auf die letzte 12 Kilometer vor dem Nordkapp. Dort fährt zweimal täglich der Schneepflug vorweg und die Kollone hinterher. Schilder kündigen die Abfahrtszeiten an. Und so warte ich brav, reihe mich hinter den Bussen der Hurtigrute ein, denn auch die Kreuzfahrtgäste wollen sich einmal den Wind um die Ohren pusten lassen und verlassen kurzzeitig ihr kuschliges Schiff.

2009 waren wir mit der Familie schon einmal hier: “Das Nordkap liegt auf 71º 10‘ 21º nördlicher Breite und ist der nördlichste Punkt Europas, der per Straße zu erreichen ist.  Vom 307 Meter hohen Felsplateau blickt man aufs Meer und dahinter liegt der Nordpol.” Hab ich damals geschrieben in unserem Blog: http://www.bild-schoen.eu/Norden_2009/Tagebuch_4/Eintrage/2009/8/7_Ein_uberraschendes_Ziel!.html

Damals haben wir hier oben die beiden Franken Tobi und Andi getroffen, die mit Vespa und Schwalbe heraufgefahren sind. Dieses Mal treffe ich noch einen viel schrägeren Vogel – Jens Damgard Jensen. Zu ihm gleich mehr. Die Autokolonne schlängelt sich über weitere Pässe – es wäre wohl auch ohne Schneepflug gegangen. Aber die Kolonne ist imposant. Schließlich erreichen wir das Nordkapp – knapp 30 Euro Eintritt für einen kargen Felsen. Natürlich bezahlt man auch den großen Aufwand, mit dem hier die Straßen offen gehalten werden im Winter.

Ein moderner Abenteurer

Das Wetter ist umgeschlagen und es stürmt jetzt ordentlich. Das Nordkapp macht seinem Namen alle Ehre. Immerhin sieht man im Osten noch die Sonne scheinen. Und immerhin ist 2100 Kilometer nördlich von uns der Nordpol. Dazwischen liegt nur noch das Meer und Eis – ein faszinierender Gedanke! Der Sturm kommt von Südwesten her die Küste hoch. Mit bis zu 25 Knoten soll der Wind hier auf der Hochebene in den nächsten Tagen blasen, erzählt mir Jens. Ich habe den 24jährigen Dänen heute morgen im Hostel kennengelernt, als ich ihm half sein ungewöhnliches Gepäck eine vereiste Straße hinauf zu tragen.

Der sympathische junge Mann hat Großes vor – und ich komme mir gleich ganz langweilig vor -: Er startet heute zu Fuß am Nordkapp, um in vier Monaten das 2500 Kilometer lange Norwegen in Nord-Süd-Richtung zu Fuß zu durchqueren. Wahnsinn! Dafür hat er einen professionellen Schlitten dabei, den er wahlweise auch auf Rollen hinter sich herziehen kann. Ich hab ihn ja heute schon mal mit ihm getragen – knapp 50 Kilo wiegt das Gefährt, darin sind allein neun Kilo Schokoriegel für seine strapaziöse Reise.

Jens will sich über einige Dinge in seinem Leben klar werden und hat dafür diese Reise professionell geplant. Übernachten will er im Zelt, das erste Mal heute Abend bei Sturm auf der ungemütlichen Hochebene am Nordkapp. Ich bewundere ihn für das was er vorhat. Als er am Nordkapp loszieht, sieht man wie schwer sein Gefährt ist. Ich wünsche ihm eine gute Reise, drücke ihm die Daumen und lasse mir auf dem Nordkapp-Plateau ordentlich den Wind um die Ohren blasen bis der Schneepflug zur Rückfahrt drängt. Wer des Dänischen mächtig ist, kann Jens hier (“Norwegen zu Fuß”) verfolgen oder zumindest ein paar Fotos ansehen: http://www.norgetilfods.blogspot.no

Und am darauffolgenden Tag habe ich Jens, nach seiner ersten Nacht im Zelt, noch einmal getroffen, 13 Kilometer südlich vom Nordkapp:

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Und wer mal ein Quartier rund um’s Nordkapp sucht, dem kann ich das Nordkapp Vandrerhjem und Hostel in Honnigsvåg sehr empfehlen. Sehr gepflegt, viele Gemeinschaftsräume, gutes Frühstück und ein sehr fairer Preis für den hohen Norden.

http://www.nordkapp.no/en/services/accommodation/item/nordkapp-vandrerhjem

Lyngenalpen und Finnmarksvidda

Ein Traumtag, dieser Freitag, der 11. März. Ich verlasse am frühen Morgen Tromsø und fahre nordwärts gut 500 Kilometer über Alta bis Hammerfest, an den so genannten Lyngenalpen entlang und später über die Finnmarksvidda. Die Sonne geht hier übrigens früher auf als zuhause, denn – obwohl das auf der Karte gar nicht so aussieht – sind wir hier viel weiter im Osten – auf dem Längengrad von Athen.

Laut Wetterbericht der schönste Tag der Woche. Während zuhause der Frühling naht, präsentiert sich 3500 Kilometer nördlich der Heimat ein perfekter Wintertag. Entlang der Küste Minusgrade im einstelligen Bereich – angenehm. Auf der Finnmarksvidda, dem größten norwegischen Hochplateau sind es auch mal -14 Grad Celsius. Eine trockene Kälte, die gut auszuhalten ist.

Von den anderen Abenteuern wie dem Besuch beim Finnmarkslopet, einem arktischen Schlittenhunderennen über 1000 Kilometer und den Besuch in der nördlichsten Stadt der Welt und der nördlichsten katholischen Kirche der Welt gibt es bald mehr.

Hier hat der Wetterbericht leider recht behalten und es hat am Samstag zu regnen begonnen – unberechenbar berechenbar … der Norden eben …

Willkommen – Nordlichter über Tromsø

Es ist spät geworden, der Flieger hatte Verspätung, aber es hat sich gelohnt. Die Nordlicht- und die Wettervorhersage waren richtig und schon am ersten Abend haben mich in Tromsø tolle Nordlichter am Himmel über der Stadt begrüßt. Faszinierend – so richtig schön werden sie erst bei längerer Belichtung.

 

Hoch oben

Es geht los: erste Impressionen vom Anflug auf Oslo – hier ist der Winter zuhause. Leider reicht die Zeit nicht für die Biathlon WM in Oslo. Am Abend geht es weiter nach Tromsø – und die Nordlicht-Wahrscheinlichkeit ist gar nicht so gering. Und – genauso wichtig – der Himmel soll heute nacht wolkenlos sein – drückt mir die Daumen.