Martin Luther in Bayern

Augsburg, Coburg und Nürnberg – es sind nicht die großen Lutherstädte in Deutschland – aber es waren wichtige Stationen im Leben von Martin Luther. Wenn in den kommenden zwölf Monaten 500 Jahren Reformation gedacht wird, dann werden auch die bayerischen Lutherstädte etwas vom Glanz abbekommen. Die bild-schön medienproduktion wird das Jubiläumsjahr intensiv begleiten und hat die drei Lutherstädte für Stadtführungen auf den Spuren von Martin Luther besucht.

Ein paar erste Impressionen unserer Produktionen über die Lutherstädte:

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Augsburg

Der Besuch von Martin Luther in Augsburg, er hätte auch ganz anders ausgehen können. Denn Martin Luther war zwei Wochen lang im Oktober 1518 hier, ein Jahr nach der Veröffentlichung seiner 95 Thesen. Und vor dem päpstlichen Legaten Kardinal Cajetan sollte Luther seine Thesen widerrufen. Mehrfach musste er zum Verhör in den Fuggerpalast kommen – und er widerrief nicht. Am Ende halfen ihm Freunde die Stadt unbeschadet zu verlassen. Er selbst lebte im damaligen Karmelitenkloster bei St. Anna und nahm vermutlich an den Stundengebeten der Karmelitermönche teil. Deshalb ist St. Anna bis heute der wichtigste Lutherort Augsburgs. Und dort wurde 1999 auch die “Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre” unterzeichnet, in der auch die katholische Kirche die zentrale Botschaft Martin Luthers anerkennt: allein durch Gnade rechtfertigt sich der Mensch gegenüber Gott.

1530 spielte Augsburg noch einmal eine sehr große Rolle im Leben von Martin Luther – vor dem Reichstag und dem Kaiser trug Philipp Melanchthon im Auftrag von Luther die Confessio Augustana vor, das Augsburger Bekenntnis.  Der Reformator selbst konnte nicht nach Augsburg kommen, es wäre zu gefährlich für ihn gewesen.

Coburg

Stattdessen beobachtete Martin Luther die Verhandlungen vor dem Augsburger Reichstag von Coburg aus. Ein halbes Jahr lang lebte er auf der Veste Coburg, wo er sicher war. Von hier aus verfolgte er das Geschehen in Augsburg und schrieb zahlreiche Briefe und Schriften. Und er predigte in der Morizkirche.

Nürnberg

Nürnberg sei “das Auge und Ohr Deutschlands” hat Martin Luther gesagt. Denn um das Jahr 1500 war Nürnberg eine der bedeutendsten Städte hierzulande und mit 21 Druckereien die Medienstadt dieser Zeit. Luther erkennt schnell die Chance des Drucks seiner Werke und so werden in Nürnberg viele seiner Schriften gedruckt. 1510 soll Luther bei seiner Pilgerreise nach Rom erstmals durch Nürnberg gekommen sein.

Drei Städte die, wie auch andere Orte der Reformation in Bayern den Besuch lohnen. Wir empfehlen Stadtführungen oder Touren auf eigene Faust auf den Spuren von Martin Luther.

Quelle und Tipp: “Orte der Reformation” aus der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig (www.eva-leipzig.de), Ausgaben Augsburg, Coburg und Nürnberg, 2011 und 2014 erschienen. Lesenswerte Hefte, die Lust machen auf einen Besuch in den bayerischen Lutherstädten.

Lob der Provinz

Oft ist die Kirche, die Pfarrerin und der Pfarrer die letzte Institution in fränkischen und bayerischen Dörfern. Denn auch wenn der letzte Dorfladen zugemacht hat, im Wirtshaus das Licht ausgegangen ist und das Rathaus längst in einer Verwaltungsgemeinschaft in einem anderen Dorf untergebracht ist, bleibt die Kirche vor Ort. Das ist für mich die wichtigste Erkenntnis aus der Frühjahrstagung der Evangelischen Landessynode in Ansbach, die ich journalistisch begleitet habe. Im Vorfeld habe ich die Dörfer Au in der Hallertau in Oberbayern, Krummennaab in der Oberpfalz und Illesheim in Mittelfranken und ihre Pfarrerinnen und Pfarrer besucht, um Kurzportraits zu drehen. Jeder der Hauptamtlichen ist längst für eine Vielzahl von Kirchen, Gemeinden und Dörfern zuständig – eine Folge der “Landflucht” vieler junger Menschen und natürlich eine Folge von Kirchenaustritten. Die Kirchen und die Gemeinden sind überlebensnotwendig für die Dörfer – das sollte jedem bewusst sein.

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Die Landessynode hat sich sich auf sehr vielfältige Art und Weise mit dem Leben in den Dörfern beschäftigt. Unter dem Motto “Lug ins Land, Kirche!” ging es um Strategien für die Zukunft. Da geht es oft um Kooperationen zwischen Gemeinden, aber auch darum, die Dörfer nicht aus dem Blick zu verlieren und ein “Lob der Provinz” zu formulieren. Ein starke Forderung hat bei der Evangelischen Landessynode der katholische Bamberger Erzbischof Ludwig Schick als Gast formuliert: “Wenn nur noch Kirche auf dem Land ist, dann ist es zu wenig. Wir brauchen auch die Kommunen auf dem Land. Wir brauchen auch lebendiges kommunales Leben auf dem Land. Aber dafür muss die Politik mehr tun als bisher.”

Und hier die Impressionen meiner Besuche in den Dörfern:

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Weitere Beiträge der bild-schön medienproduktion von der Landessynode:

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Vier Messen in 24 Stunden

Zu Besuch bei Pater Antonius in Hammerfest – was ich mit ihm in 36 Stunden alles erleben darf, das hat es in sich. Eine spektakuläre Autofahrt an der Barentsee, eine Schiffsreise mit Königskrabben, ein Besuch am Außenposten der Zivilisation und eine Nacht mit wenig Schlaf.

Pater Antonius Sohler ist Kosmopolit und Missionar. Er stammt aus Heimenkirch im Landkreis Lindau. Theologie hat er in Rom studiert und dort auch gearbeitet, 15 Jahre lang. Es folgten einige Jahre in Amsterdam, schließlich drei Jahre als Priester in Bayern. Und im letzten Jahr war der liebe Gott im Spiel als Pater Antonius genau zur rechten Zeit durch einen Artikel auf die katholische Kirche in Nord-Norwegen aufmerksam wurde. In der Diözese Tromsø, die von der russischen Grenze bis in die Mitte Norwegens reicht, freute sich Bischof Berislav über das Interesse von Pater Antonius. Und nach zwei Besuchen zum Schnuppern ging er im letzten Sommer nach Hammerfest – die nördlichste Stadt der Welt mit der nördlichsten Kirche der Welt!

Von dort aus versorgt Pater Antonius (50) den hohen Norden mit Messen. Jede Woche besucht er auch abgelegene Außenorte, wo er zumeist in evangelischen Kirchen oder Gemeindehäusern Gottesdienst feiert. Die Katholiken dort sind zumeist Einwanderer, viele Polen sind dabei, einige konvertierte Norweger und Touristen. Meistens ist die Zahl der Schäfchen bei den Messen überschaubar. Aber die Gespräche und die Betreuung durch den Pater sind intensiv. Er versteht sich im wahrsten Sinne des Wortes als Missionar – am Außenposten der Zivilisation.

Und so sehen unsere eineinhalb gemeinsamen Tage im Telegramstil aus:

Freitag Abendmesse in Hammerfest

Samstag Morgenmesse in Hammerfest, Abfahrt ins 170 Kilometer entfernte Honnigsvåg, 3 schnelle Stunden auf zum Teil eisigen Straßen an der Barentsee, 13 Uhr Messe für die polnischen Arbeiter in Honnigsvåg. 14.45 Uhr Abfahrt des Hurtigrutenschiffes nach Kjøllefjord, 17 Uhr Ankunft, 19 Uhr Messe für Polen und Norweger, danach Abendessen in einer norwegisch-polnischen Familie, etwas Schlaf

Sonntag, 3 Uhr morgens offiziell Abfahrt Hurtigrute, halbe Stunde Verspätung, 6 Uhr Ankunft Honnigsvåg, Pater Antonius fährt zurück nach Hammerfest, 11 Uhr Messe dort …

Mein Portrait über Pater Antonius aus der Abendschau:

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/abendschau/pater-antonius-nordkap-100.html

Die neue Völkerwanderung – Georg Mascolo

“Wir schaffen das” – der Satz von Angela Merkel ist “ebenso mutig wie schwierig. Denn was dieses DAS sein wird, wissen wir noch nicht. (…) Nun steht dieser Satz im Buch der Deutschen. Er gehört uns nun allen, auch denjenigen, die ihn nicht gesagt haben. Er ist unsere Verpflichtung.” Das sagt Georg Mascolo am Ende seiner nachdenklichen Rede beim Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing und wünscht allen ein tatkräftiges Jahr, das anders enden möge als es begonnen hat.

Georg Mascolo, früher Spiegel-Chefredakteur, heute Leiter des Rechercheverbundes von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, erinnert gleich zu Beginn seines Festvortrages “Exodus – Politik, Medien und die neue Völkerwanderung” an die deutsche Geschichte. Denn in der Folge des 2. Weltkrieg wurde 1951 die Genfer Flüchtlingskonvention beschlossen, ein modernes Flüchtlingsrecht – Deutschland als Auslöser. 65 Jahre später ist “es dieses Deutschland, ohne dessen Barbarei es wohl gar kein Flüchtlingsrecht geben würde, das nun, ziemlich allein, ohne die USA und ohne fast alle der europäischen Partner die Regeln und Reichweite es humanitären Grundrecht neu bestimmt. Es ist ein Rendezvous mit der eigenen Geschichte.”

Mascolo beschreibt die Verantwortlichkeiten, die plötzlich auf Deutschland zukommen. Auf ein Land, das sich abgeschottet hat. Bis die Kanzlerin im Angesicht der syrischen Menschen und der Bilder vom Bahnhof in Budapest entschieden hat, die Menschen ziehen zu lassen. Dafür sei er dankbar: “Gut, dass sie es getan hat.” Und zur Debatte über Obergrenzen: “Wir können nicht bestimmen, wie viele noch zu uns kommen, sagt die Kanzlerin und damit wird sie wohl Recht behalten.”

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Bis dahin hat Deutschland einige Fehler gemacht: einen Bürgerkrieg vor der eigenen Haustür ignoriert, zugeschaut, wie junge Menschen, die unter uns groß wurden, sich radikalen-islamistischen Gruppen und Terror-Milizen angeschlossen haben; und Waffen in Krisenregionen verkauft. Geirrt haben sich auch Journalisten, sagt Mascolo. Er wünsche sich in diesen Zeiten von den Medien eher Zurückhaltung als Zuspitzung. Die wichtigste Regel derzeit lautet: “Die Geschichte muss stimmen.”

Schließlich kehrt der Journalist noch einmal zur deutschen Geschichte zurück: “Aufgrund unserer Geschichte sollten wir großzügiger sein, als andere.” Auch weil es die wirtschaftliche Lage zulässt. Doch auch die europäischen Partner gefordert.

Landesbischof
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

Einfache Lösungen für so ein komplexes Problem wie die neue Völkerwanderung gibt es nicht. Das ist die Erkenntnis aus dem Jahresempfang. Nachdenklich sei der Festvortrag von Georg Mascolo gewesen, sagt Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm. Eine Nachdenklichkeit, die er sich auch von der Politik wünscht. Denn politische Symboldebatten zu führen, bringt uns nicht weiter. Wer Vorschläge in der politischen Debatte macht, der muss auch sagen, wie die vorgeschlagenen Maßnahmen funktionieren sollen. Und das gilt natürlich auch für die Debatte um eine Obergrenze von Flüchtlingen.

In Orten wie der Evangelischen Akademie Tutzing, betont deren Direktor Udo Hahn, können Ängste abgebaut und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden – ein Ort für komplexe Lösungen.

Und ein Ort für magische Momente am Starnberger See.

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